Grenzen und Entgrenzungen Sportpädagogischen Handelns
30.05.-01.06.2024, Essen
37. Jahrestagung dvs-Sektion Sportpädagogik
Gesellschaften, die von Migration, demografischem, sozialem, kulturellem, ökonomischem, technologischem und digitalem Wandel sowie Pluralisierung der Lebensformen geprägt sind, stehen vor neuen Herausforderungen und lassen Grenzen erkennen. Eine Grenze definiert den Übergang von einem Raum in einen anderen und umgibt konstitutiv die kernhafte Mitte des Raumes. Diese Räume können auf physischer, psychischer und sozialer Ebene existieren und eröffnen die Möglichkeit zu (sportpädagogischem) Handeln. Mit der Frage nach der Grenze und den Entgrenzungen sportpädagogischen Handelns werden gleichzeitig Fragen nach dem eigentlichen Kern, also dem Selbstverständnis gestellt. Dabei ist die Grenze zu Anderem konstitutiv, da sie auf den umgebenden Raum und auf den eigentlichen Kern bezogen ist und – wenn es keine physische Grenze ist – in der Praxis immer wieder neu verhandelt werden kann und wird. Entgrenzungen sind dabei Prozesse, die bewusst oder unbewusst die Grenzen überschreiten, mit diesen spielen und/oder diese zu verschieben versuchen.
Im Rahmen der Tagung richtet sich der erste Schwerpunkt über Grenzen und Entgrenzungen auf den Kern sportpädagogischen Handelns. Dabei werden auf physischer, psychischer oder sozialer Ebene zum einen Grenzerfahrungen und Entgrenzungen in den Blick genommen, die Chancen und Risiken der individuellen Persönlichkeitsentwicklung bergen. Damit sind Fragen nach der Inszenierung von Erziehungs- und Bildungsprozessen im Sport, in dem individuelle Grenzen konstruktiv thematisiert werden, genauso verbunden wie potenzielle Wirkungsmechanismen derselben. Sportpädagogisches Handeln ist zum anderen auch durch gesellschaftliche Transformationen wie die Digitalisierung zu (neuen) Grenzziehungen aufgefordert oder – konstruktiv gewendet – es werden gestalterische Entgrenzungen sportpädagogischen Handelns ermöglicht. Auch die Sicht auf historische Grenzen und Entgrenzungen weitet den Blick, um konstruktiv im Wandel zu handeln.
Der zweite Schwerpunkt bezieht sich auf Grenzen und Entgrenzungen in Bildungsprozessen von (angehenden) Sportpädagog:innen. Wenngleich es keine sportspezifische Besonderheit ist, werden die Grenzen zwischen der ersten, zweiten und dritten Phase der (Sport-)Lehrkräftebildung zunehmend aufgeweicht. Durch Praxissemester und Vertretungsstellen sind Prozesse der Selbst-Professionalisierung allgegenwärtig und zunehmend notwendig, um die Gleichzeitigkeit von Studium und selbständiger Lehre zu bewältigen. Es wird den Fragen nachgegangen, wie diese Selbst-Professionalisierung gestaltet und unterstützt werden kann und auch, ob die Qualitätssicherung des Faches Sport durch einen normierten, formalen Abschluss nicht eine notwendige Bedingung für professionelles, sportpädagogisches Handeln darstellen muss. In diesem Kontext werden darüber hinaus auch Grenzen und Entgrenzungen von Lehr- und Lernformaten wie phasenübergreifendes, gemeinsames Lernen in den Blick genommen.
Als dritter Schwerpunkt werden Grenzen und Entgrenzungen der Zugänglichkeit der Bewegung-, Spiel- und Sportkultur in den Blick genommen, die eng mit dem ökonomischen und sozialen Status verbunden bleiben. Transformationsprozesse sollen chancengerechtere Bedingungen für einen „Sport für alle“ unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Ethnie oder Beeinträchtigung bewirken. Insbesondere im Ruhrgebiet sind die Grenzen besonders deutlich. Als innovationsfreundlich erweist sich hier das Ausprobieren von Pionier:innen in Nischen oder Reallaboren. Neue Ansätze wie z.B. der „Open Sunday“ (sonntags für alle geöffnete Grundschulsporthallen) sind entstanden und öffnen Räume auf mehrfacher Ebene.
Hauptreferent*innen:
- Prof.in Dr. Petra Gieß-Stüber (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
- Prof. Dr. Christian Reintjes (Universität Osnabrück)
- Ass. Prof. Dr. Daniel Rode (Paris Lodron Universität Salzburg)
Das detaillierte Tagungsprogramm finden Sie hier.
Tagungsort
Gustav-Heinemann-Gsamtschule Essen
Schonnebeckhöfe 64
45309 Essen
Kontakte
Prof. Dr. Ulf Gebken, Prof. Dr. Michael Pfitzner & Jun.-Prof. Dr. David Wiesche
Universität Duisburg-Essen
Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften
Gladbecker Straße 182
45141 Essen
E-Mail: ulf.gebken@uni-due.de, michael.pfitzner@uni-due.de & david.wiesche@uni-due.de