Wissenstransfer – ein zentrales Thema für die Sportpädagogik?
35. Jahrestagung dvs-Sektion Sportpädagogik
16.-18. Juni 2022, Münster
Forschung und Lehre gelten gemeinhin als die zentralen Aufgaben von Universitäten. In den letzten Jahren kommt als „dritte Säule“ zunehmend der Transfer akademischen Wissens in die Praxis hinzu. Während für die ersten beiden Aufgaben weitgehend etablierte Strategien und Formate vorliegen, tun sich die Universitäten mit dem Wissenstransfer allerdings oft noch schwer. Das gilt auch für die Sportwissenschaft im Allgemeinen und die Sportpädagogik im Besonderen. Dabei ist die Sportpädagogik als anwendungsorientierte Wissenschaft „von der Praxis für die Praxis“ (Meinberg, 1996) geradezu prädestiniert, anwendungsbezogenes Wissen zu entwickeln und weiterzugeben. Tatsächlich geschieht das seit vielen Jahren ganz selbstverständlich, z.B. über Veröffentlichungen in Praxiszeitschriften.
In der Transferforschung wird eine solche mehr oder weniger zufällige Verbreitung von Wissen als Diffusion bezeichnet. Darüber hinaus bedarf es jedoch auch syste-matischerer Transferaktivitäten im Sinne von Dissemination und Implementation (Pfitzner, 2018). Gezielte Disseminationsaktivitäten können bspw. in Form von Praxisreihen, Homepages, Podcasts, Formaten der „Open University“, Lehrerfortbildungen, Fachtagungen u.a.m. angeboten werden. Implementation setzt dagegen auf eine gezielte, längerfristige Zusammenarbeit von Universitäten und außerschuli-schen Einrichtungen, z.B. Sportvereinen oder Schulen, mit dem Ziel gemeinsamer Entwicklungsprojekte auf der Grundlage qualitativ hochwertiger Forschungsergebnisse.
Über die fachliche Bedeutung sportpädagogischer Transferaktivitäten hinaus hat das Thema eine standespolitische Bedeutung. Während die Universitäten immer stärker auf exzellente internationale Forschung setzen, gerät die Sportpädagogik als eine in großen Teilen lehrerbildungsbezogene Disziplin unter Zugzwang. Nicht zuletzt im Rahmen von Berufungsverfahren werden zunehmend neue, mitunter fachfremde Kriterien, wie H-Index oder Web of Science, herangezogen, während der Wissenstransfer als genuine Kernaufgabe der Sportpädagogik kaum Berücksichtigung findet. Vor diesem Hintergrund wollen wir mit der Tagung bekannte und neue Formate des Wissenstransfers diskutieren, zugleich aber auch zur Selbstvergewisserung der Sportpädagogik im Sinne einer nicht nur, aber auch anwendungsbezogenen Wissenschaft beitragen.
Dazu werden wir neben bekannten Tagungsformaten, wie Vorträgen und Arbeitskreisen, auch auf neue Formate, wie Podcasts, social media und Dialogforen, zurückgreifen. Hauptvorträge werden von Susanne Prediger, Michael Pfitzner, Miriam Kehne und Alfred Richartz gehalten. Am ersten Abend werden wir eine Talkveranstaltung zum Wissenstransfer mit Gästen aus Wissenschaft, Politik, Sportorganisationen, Verlagswesen und Praxis anbieten (Moderation: Matthias Bongard, WDR). Danach werden wir den Abend mit Foodtrucks und Musik auf dem SportCampus Münster beschließen. Den zweiten Abend werden wir in der Hafenkäserei am münsterischen Hafen verbringen.
Hauptvorträge
- Prof. Dr. Susanne Prediger (Technische Universität Dortmund)
„Transfer fachdidaktischer Ansätze - Entwicklungsforschung für unterschiedliche Implementationsstrategien“ - Prof. Dr. Michael Pfitzner (Universität Duisburg-Essen)
„Transfer in der Sportpädagogik – vom Kernanliegen zur Bürde einer Disziplin!?“ - Prof. Dr. Miriam Kehne (Universität Paderborn) & Prof. Dr. Alfred Richartz (Universität Hamburg)
„Sportpädagogischer Transfer in außerschulische Praxisfelder: Was funktioniert wie und mit wem?“
Dialogforen mit Partnern aus Wissenschaft und Praxis
- Weiterbildung im Sport
- Digitale Transferformate im Sport
- Transfer im Praxissemester
- Transfer im Kinder- und Jugendsport
- Transfernetzwerk Lernen und Bewegung
Anmeldung
Nutzen Sie noch bis zum 31.05.2022 die Gelegenheit, sich hier für die Tagung anzumelden.
Meinberg, E. (1996). Hauptprobleme der Sportpädagogik – Eine Einführung (3. Aufl.). Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft.
Pfitzner, M. (2018). Transferfragen der Schulsportforschung. In H. Aschebrock & G. Stibbe (Hrsg.), Schulsportforschung – Wissenschaftstheoretische und methodologische Reflexionen (S. 195-216). Münster: Waxmann.
Kontakt:
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Sportwissenschaft
Horstmarer Landweg 62 b
48149 Münster
Tel.: (0251) 83-32361
E-Mail: nils.neuber@uni-muenster.de