Transnationalität von Körper- und Bewegungskulturen aus Sicht der Geschlechterforschung
Jahrestagung der dvs-Kommission Geschlechterforschung
13.-15. November 2014 in Kopenhagen (Dänemark)
Der Begriff “transnational†bezieht sich auf “sustained ties of persons, networks and organizations across the borders, across multiple nation-states, ranging from little to highly institutionalized forms’ (Faist, 2000, 189). Diese Perspektive umfasst alle wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen, Netzwerke und Organisationen, die nicht über Staaten vermittelt sind. Dies gilt insbesondere für den Sport, der per Definition transnational ausgerichtet und in transnationale Beziehungsgeflechte eingebettet ist. Eine wesentliche Frage, die in diesem Kontext gestellt werden muss, ist, welche Ungleichheiten, bezogen auf Geschlecht, sozialer Herkunft und Ethnie, mit transnationalen Migrationen und Einflüssen, verbunden sind. Gute Beispiele bietet die Fußballmigration. Fußballmigranten und -migrantinnen haben häufig nur eine begrenzte Aufenthaltserlaubnis im jeweiligen Aufnahmeland und müssen sich vorgegebenen Bedingungen anpassen. Auf welche Akzeptanz, Ein- und Ausgrenzungen bis hin zu Diskriminierungen stoßen sie? Fatmire Lira Bajramaj – ihre Familie ist aus Serbien dauerhaft nach Deutschland migriert –, wurde von der deutschen Presse im Zuge der Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2011, sicher auch aufgrund ihrer Passung mit dem westlichen Körper- und Weiblichkeitsideal, als Musterbeispiel für Integration gefeiert. Die herausragenden Leistungen der schwarzen Fußballspielerin Genoveva Anonma, einer transnationalen Migrantin aus Afrika, wurden dagegen in Frage gestellt, weil sie verdächtigt wurde, "ein Mann" zu sein.
Die Migrationsforschung richtet den Blick zunehmend auf transnationale Phänomene und macht deutlich, dass es sich bei (Ein-)Wanderungen nicht um lineare Prozesse handelt, an deren Ende die Integration und Assimilation in eine andere national-staatlich verfasste („Aufnahme-“)Gesellschaft steht. Migrantische Lebensweisen sind dagegen gekennzeichnet durch Translokalität und -kulturalität, durch Zwei- und Mehrsprachigkeit, durch bi- bzw. polyvalente Loyalitäten, mehrfache Heimaten und multiple Identifikationsoptionen (Bröskamp, 2006). Diese Transnationalität spiegelt sich auch im Sport und in unterschiedlichen Körper- und Bewegungskulturen wieder. Im Rahmen der dvs-Geschlechtertagung sollen diese Translokalitäten und -kulturalitäten aus einer Genderperspektive diskutiert werden.
Zudem sind auch Beiträge willkommen, die sich auf den aktuellen Stand in der Geschlechterforschung in verschiedenen Kontexten (Wettkampf- und Freizeitsport, auch Schule und Verein) beziehen und intersektionale Verflechtungen berücksichtigen.
Ausrichterin
Prof. Gertrud Pfister
Department of Nutrition, Exercise and Sports
University of Copenhagen
Tagungsbüro
Verena Lenneis & Peter Elsborg
Department of Nutrition, Exercise and Sports
Norre Alle 53
DK-2200 Copenhagen
Dänemark
Tel.: +45 (353) 20826, +45 (353) 21469
E-Mail: verena.lenneis[at]nexs.ku.dk
E-Mail: pel[at]nexs.ku.dk
Eine Nachwuchstagung findet im Vorfeld der Jahrestagung in Malmö statt. Es ist geplant, diese Veranstaltung in Kooperation mit der Universität Malmö durchzuführen. Nachwuchswissenschafter/innen sind herzlich eingeladen, ihre Arbeiten vorzustellen und gemeinsam mit namhaften ExpertInnen zu diskutieren.