Vom 18.-19. September 2023 wurde an der Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum der 33. dvs-Nachwuchsworkshop von der Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ in Kooperation mit dem „Verein zur Förderung des sportwissenschaftlichen Nachwuchses e.V.“ ausgerichtet. Insgesamt trafen sich 39 Promovierende aus Deutschland und der Schweiz, um sich fachlich und persönlich auszutauschen, weiterzubilden und zu vernetzen.
Das abwechslungsreiche Tagungsprogramm bestand aus drei Säulen: Vorstellung und Diskussion von Qualifikationsvorhaben in Kleingruppen, zwei Hauptvorträge zu speziellen Themen mit Relevanz für die sportwissenschaftliche Forschung sowie drei disziplinübergreifende Workshops. Gerahmt wurde das Programm durch gesellige Kaffee-, Bewegungs- und Verpflegungspausen.
Begrüßt wurden die Workshop-Teilnehmer*innen durch die Organisator*innen aus der Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs“, Dr. David Jaitner und Sandra Elisath, sowie Lisa Kullik, die das Organisations-Team vor Ort leitete. Anschließend ermutigten der Dekan der Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Michael Kellmann, und der Tagungspräsident des dvs-Hochschultages, Prof. Dr. Torsten Schlesinger (TU Chemnitz), in ihren Grußworten dazu, die anstehenden zwei Tage für einen vielfältigen, interdisziplinären Austausch zu nutzen und dabei inhaltlich insbesondere die persönlich gewinnbringenden „Irritationen“ mitzunehmen.
Nach der Begrüßung startete der inhaltliche Teil mit dem ersten Hauptvortrag von Prof. Dr. Sebastian Ruin (Karl-Franzens-Universität Graz) zum Thema: „Wozu (sport-) wissenschaftliche Forschung? Zur gesellschaftlichen und persönlichen Relevanz unserer Forschung“. Sebastian Ruin stellte dabei die „Entzauberung der Welt" bzw. das Eingestehen von Nicht-Wissen eindrücklich als ein Grundmotiv von Wissenschaft heraus, wobei aus gesellschaftlicher Perspektive neben der Beschäftigung mit epistemologischen oder normativen Fragen u. a. auch das Klären von Machtfragen eine wichtige Rolle spiele. Aus eben diesen Strukturen ergeben sich, so Ruin, auf persönlicher Ebene Abhängigkeiten und Positionierungen in aktuellen Diskursen, die prägend für die individuelle Relevanz der Forschung sein können. Die Antwort auf die Frage des Vortragstitel sei somit keineswegs eine gesetzte, definitive Antwort, sondern im Sinne eines Antwortspektrums sowohl persönlicher als auch gesellschaftlicher Natur.
Nach einer kurzen Pause fanden anschließend die ersten Kleingruppen-Sessions statt, die der Präsentation und Diskussion unterschiedlicher Qualifikationsvorhaben dienten. Als Mentor*innen konnten dafür Prof.in Dr. Grimminger-Seidensticker (Universität Paderborn), Prof. Dr. Daniel Hahn (Ruhr-Universität Bochum), Jun.-Prof.in Dr. Franziska Lautenbach (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Heiko Meier (Universität Paderborn), Prof.in Dr. Anne Reimers (FAU Erlangen) und Prof. Dr. Thimo Wiewelhove (IST Düsseldorf) gewonnen werden. Der interdisziplinäre Austausch zu den vielfältigen Dissertationsthemen im geschützten Rahmen wurde dabei in allen Kleingruppen als sehr wertschätzend und gelungen empfunden.
Am Abend des ersten Tages organisierte die Fachschaft der Fakultät für Sportwissenschaft eine Sporteinheit an frischer Luft und einen Grillabend, was von den Teilnehmenden für einen regen informellen Austausch genutzt wurde.
Der zweite Workshop-Tag startete mit dem Hauptvortrag von Prof. Dr. Christian Gaum (Ruhr-Universität Bochum) mit dem Titel: „Wozu Theorie? Wissenschaftstheoretische Grundprobleme (in der Sportwissenschaft) aus philosophischer Perspektive“. Anschaulich legte Christian Gaum dar, wie verschiedene Grundlagentheorien unsere Sicht auf die „Wirklichkeit“, die wir erforschen, verändern und damit das, was in der Wissenschaft kommuniziert wird, nicht unabhängig von der Person sei, die die Erkenntnis produziert. Er sprach dabei von Theorien als Optiken und verdeutlichte, wie sich Forschende allein schon mit ihren Fragestellungen in verschiedenen Diskursen positionieren und somit von einer beobachterunabhängigen Position entfernen. Christian Gaum regte dazu an, Theorien als Schulen des (Anders-)Sehens und (Anders-)Denkens zu verstehen, offen für verschiedene Blickwinkel zu sein und Widersprüche aufzudecken, um wissenschaftliche Erkenntnisse auch immer wieder auf die Probe stellen zu können.
Nach einer weiteren Kleingruppen-Session mit den Mentor*innen folgte ein Block, in dem die Teilnehmenden aus drei Workshops wählen konnten. So gab es Angebote zu „Open Science“ (Dr. Christoph Schneider, Ruhr-Universität Bochum), zur „Wissenschaftskommunikation“ (Janne Steenbeck, Wissenschaft im Dialog) und zum „Ambulanten Assessment“ (Dr. Stefan Hey, movisens). Alle Workshops zeichneten sich durch einen hohen Praxisanteil aus und wurden von den Teilnehmenden als sehr gewinnbringend eingeschätzt.
Als letzter offizieller Programmpunkt standen Informationen zur dvs-Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ und die Verabschiedung der Teilnehmenden auf dem Programm. Abgerundet wurde der Tag durch ein gemeinsames Abendessen in der Innenstadt von Bochum.
Die zwei Tage waren eine rundum gelungene Veranstaltung, die durch das vielfältige Programm zum fachlichen und informellen Austausch angeregt hat. Unser großer Dank gilt den Mentor*innen, den Referent*innen, allen Teilnehmenden, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben, und ganz besonders dem Organisationsteam um David Jaitner und Sandra Elisath für ihr großes Engagement in der Kommission.
Fabian Muhsal, TU Braunschweig & Brit Teutemacher, Eberhard Karls Universität Tübingen