Ralf Erdmann, geboren in Rheydt, studierte Psychologie und Philosophie an den Universitäten Hamburg und Marburg. 1976 fand er als Diplompsychologe mit thematischen Schwerpunkten in der Entwicklungs- und Motivationspsychologie den Zugang zur Sportwissenschaft und war bis 2001 am Institut für Sportdidaktik der Deutschen Sporthochschule Köln tätig. 2001 nahm er einen Ruf an die Norwegische Sporthochschule (Norges Idrettshøgskole) in Oslo an und wirkte dort auf dem Lehrstuhl für Bewegungspädagogik bis zu seiner Pensionierung 2012.
Ralf Erdmann war pointierter Verfechter einer empirisch-analytischen Forschungsausrichtung. Sein Beitrag anlässlich der Gründung der dvs-Sektion Sportpädagogik 1987 hieß „Vom Erbsenzählen zur Minestrone. Forschungskonzepte in der Sportpädagogik“. Seine methodologische Überzeugung gibt auch der Titel eines Handbuchartikels von 1991 wider: „Weniger auf die Methode, sondern auf das Ziel kommt es an“.
Ralf Erdmann hat vor allem Implikationen leistungs- und machttheoretischer Ansätze differenziert für die Sportpädagogik herausgearbeitet. „Das Leisten erfahren, verstehen und einschätzen“ erschien ihm überaus bedeutsam für die Sportlehrkräftebildung. Viele Sportpädagogik-Tagungen hat er mit kritischen Gedanken und Diskussionen bereichert. In Anlehnung an Kant folgte der Kollege in Lehre und Forschung der von ihm häufig zitierten Überzeugung „Theorie ohne Praxis ist leer, und Praxis ohne Theorie ist blind“.
Schon in den 1990er Jahren initiierte Ralf Erdmann eine Arbeitsgruppe – im Format von Kamingesprächen –, die sich mit Fremdenfeindlichkeit und dem Potential des Sports auseinandersetzte, diesen Entwicklungen präventiv zu begegnen. International wegweisende Forschungsarbeiten entstanden aus dieser Initiative, die mit seinem Buch „Interkulturelle Bewegungserziehung“ 1999 angeregt wurden.
Viele Kolleginnen und Kollegen werden die engagierten und anregenden Gespräche mit dem hoch geschätzten Kollegen vermissen. Kollegialer Austausch und freundschaftliche Verbindungen bestanden auch noch in den letzten Jahren. Wir verabschieden uns dankbar und mit wertvollen Erinnerungen von Ralf Erdmann.
Petra Gieß-Stüber, Universität Freiburg