International renommierte Expertin für frühkindliche Bewegung
Die renommierte Osnabrücker Sportwissenschaftlerin Prof.in Dr. Renate Zimmer vollendet am kommenden Montag, dem 24. Oktober 2022, ihr 75. Lebensjahr. Sie wurde 1981 zur Professorin für Sportwissenschaft an der Universität Osnabrück berufen und vertrat dort bis zu ihrer Emeritierung im März 2016 u.a. die Bereiche Sportpädagogik und Sportdidaktik in den verschiedenen Lehramtsstudiengängen. Ihr besonderer Arbeitsschwerpunkt war und ist immer noch die „Frühe Bewegte Kindheit“. Renate Zimmer ist Gründungsmitglied des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nife) und leitete die Forschungsstelle Bewegung und Psychomotorik. Von der Gründung 2007 bis zum Jahr 2018 war sie Vorstandsvorsitzende und Direktorin des Instituts.
Renate Zimmer wurde in Sinspelt im Eifelkreis Bitburg-Prüm (Rheinland-Pfalz) geboren, studierte zunächst Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln und ließ sich dann am Hochschulinstitut für Leibeserziehung an der Universität Mainz zur Sportpädagogin ausbilden. Danach arbeite sie vier Jahre an einem Gymnasium in Bitburg und absolvierte ein weiteres Studium mit dem Abschluss als Diplom-Erziehungswissenschaftlerin an der Hochschule Rheinland-Pfalz, Abteilung Worms. Der Einstieg in die akademische Laufbahn erfolgte 1976 mit der Übernahme einer Assistentenstelle an der Hochschule Hildesheim. Der Titel ihrer Dissertation, die 1980 an der Universität Osnabrück angenommen wurde, lautete: „Motorik und Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern im vorschulischen Alter. Eine empirische Studie zum Zusammenhang motorischer, kognitiver, emotionaler und sozialer Variablen“. Kurze Zeit später erfolgte der Ruf an das heutige Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften dort.
Renate Zimmer ist national und international bekannt und etabliert durch eine große Anzahl an Vorträgen im In- und Ausland sowie einer Fülle einschlägiger Publikationen – dies in einem Ausmaße, das in ihrer Fachrichtung einzigartig sein dürfte: Sie hat mehr als 60 Bücher zu den Themen Entwicklungsförderung, Bewegtes Lernen, Psychomotorik, Bewegung und Sprache geschrieben, die wiederum in etliche andere Sprachen übersetzt worden sind (u.a. ins Griechische, Koreanische, Chinesische, Finnische und Polnische). Ihr Standardwerk „Handbuch der Bewegungserziehung“ ist bereits in der 26. Auflage erschienen und gilt als Pflichtlektüre in der Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher.
Renate Zimmer wurde im Jahre 2007 für ihr breites bildungs- und gesellschaftspolitisches Engagement für Kinder mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Im Jahre 2010 wählte sie die Zeitschrift „Unicum Beruf“ zur „Professorin des Jahres“ – eine Auszeichnung, die vor allem die hervorragende Lehrleistung von Renate Zimmer und damit ihr hohes Ansehen bei den Studierenden anerkennt. Ihrem gemeinsam mit den Studierenden gefochtenen Kampf ist es zu verdanken, dass die 2003 von der niedersächsischen Landesregierung geplante Schließung des sportwissenschaftlichen Instituts in Osnabrück wieder zurückgenommen wurde und es damit das Studienfach Sport bzw. die Fachrichtung Sportwissenschaft an der Universität Osnabrück überhaupt noch gibt.
Als Expertin ist Renate Zimmer u.a. Mitglied in Redaktionsbeiräten verschiedener Fachzeitschriften; sie wirkt in wissenschaftlichen Beiräten u.a. von Stiftungen; ihr geschätzter Rat wird ständig von zahlreichen Ministerien in Bund und Ländern nachgefragt. Auch hochschulpolitisch war Renate Zimmer initiativ: Sie gründete u.a. die von ihr über mehrere Jahre geleitete Konferenz der Sportwissenschaftlichen Hochschuleinrichtungen Niedersachsens (KSHN), der alle acht Standorte des Faches Sportwissenschaft in Niedersachsen angehören.
Das Forschungsgebiet von Renate Zimmer ist breit gefächert. Ihre Themen haben Konjunktur und sind bildungs- wie gesellschaftspolitisch von großer Bedeutung: Bewegung und Sprache, Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen, Entwicklungsdiagnostik, Psychomotorik und Selbstkonzept – das sind nur einige Schlaglichter. Als eines ihrer Markenzeichen können die bundesweiten Kongresse „Bewegte Kindheit“ genannt werden: Renate Zimmer hat sie 1991 initiiert. Sie fanden seither in regelmäßigen Abständen in Osnabrück statt und gehörten mit stets rund 3000 Teilnehmenden zu den größten und bekanntesten „bewegten“ Kindheitskongressen in Deutschland.
Der letzte Kongress 2020 wurde aufgrund der Corona-Pandemie kurzerhand in eine digitale Veranstaltung umgewandelt – auch hier bewies Renate Zimmer Mut und die Weitsicht, sich früh an solche neuen Veranstaltungsformate heranzuwagen. Dass ihr Engagement mit 75 Jahren nicht nachlässt, das zeigt ihre jüngste Initiative: die Gründung des Instituts für „Bewegte Kindheit“, das Fortbildungen, Beratungen und die wissenschaftliche Begleitung von Projekten im Bereich der frühkindlichen Bildung anbietet. Ihre Expertise bleibt dem immer aktueller werdenden Bereich der frühkindlichen (Bewegungs-)Bildung also weiterhin erhalten. Und eine Neuauflage ihres Klassikers „Schafft die Stühle ab!“ ist gerade in Arbeit.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
DOSB-Presse, Nr. 42, 18. Oktober 2022