Am 29. Oktober 2021 vollendet der renommierte Bielefelder Sportsoziologe Prof. Dr. Klaus Cachay sein 75. Lebensjahr. Der in Eislingen/Fils im Landkreis Göppingen geborene Hochschullehrer leitete von 1992 bis zu seiner Emeritierung den Arbeitsbereich „Sport und Gesellschaft“ in der Abteilung Sportwissenschaft der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft der Universität Bielefeld und ist hier bis heute mit Forschungsaktivitäten engagiert tätig. Seine derzeitigen Arbeitsschwerpunkte liegen u.a. in Sport und Migration, Globalisierungsprozesse im Sport, Nachwuchsförderung im Spitzensport mit der „Dualen Karriere“ im Fokus, Soziologie der Sportberufe und in der Entwicklung von Sportorganisationen. Erst vor kurzem konnte er ein mit knapp einer Mio. Euro vom Bund gefördertes Projekt zum Thema „Migration und organisationaler Wandel in Sportvereinen" einwerben.
Nach dem Studium an der Pädagogischen Hochschule Esslingen mit dem Abschluss der Ersten Dienstprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen begann Klaus Cachay an der Universität Tübingen ein zweites Studium mit den Fächern Sportwissenschaft, Pädagogik und Soziologie. Sein weiterer akademischer Werdegang mit Promotion (1977) und Habilitation (1986) in Tübingen wurde wesentlich beeinflusst und gefördert von Prof. Dr. Ommo Grupe (1930-2015), dem Nestor der (westdeutschen) Sportwissenschaft. Am dortigen Institut für Sportwissenschaft besetzte Klaus Cachay von 1987 bis 1991 eine Professur auf Zeit, bevor er den Ruf nach Bielefeld annahm, um dort als erster Hochschullehrer den neuen Arbeitsbereich „Sport und Gesellschaft“ aufzubauen und als einen der forschungsaktivsten in Deutschland zu etablieren.
Sein Werk seit 1973 umfasst neben über 130 Aufsätzen und über 100 Vorträgen allein 19 Monografien, die sein Forschungsprofil in Breite und Tiefe abbilden – mit Blick auf Problemstellungen aus dem organisierten Sport seien stellvertretend genannt: „Hauptberuflichkeit im Sportverein. Voraussetzungen und Hindernisse“ (2006, zusammen mit Ansgar Thiel und Heiko Meier), das „Bosman-Urteil und Nachwuchsförderung. Auswirkungen der Veränderung von Ausländerklauseln und Transferregelungen auf die Sportspiele“ (2002, zusammen mit Lars Riedl) sowie „Kindersport als Dienstleistung. Theoretische Überlegungen und empirische Befunde zur Einrichtung von Kindersportschulen in Sportvereinen“ (zusammen mit Ansgar Thiel) – und nicht zu vergessen eines seiner neuesten Werke über „Kommunikation als Herausforderung. Eine theoretisch-empirische Studie zur Trainer-Athlet-Kommunikation im Spitzensport“ (zusammen mit Carmen Borggrefe).
Prof. Dr. Klaus Cachay hat sich während seiner Berufsbiografie durchgängig auch in den Sportorganisationen mit seiner Expertise als Berater und Gutachter eingebracht: Er war sowohl Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Sportbundes (DSB) als auch der Deutschen Sportjugend im damaligen DSB; er war Mitglied im Bundesausschuss Wissenschaft, Bildung und Gesundheit des DSB sowie im Landessportverband Baden-Württemberg Mitglied in der Präsidialkommission „Sport und Umwelt“. Im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gehörte er der Beraterkommission „Doping in Deutschland“ an. Über viele Jahre wirkte er im (inzwischen aufgelösten) wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Handballbundes mit; zudem war er mehr als 15 Jahre Lehrbeauftragter an der Trainerakademie des DOSB in Köln.
Klaus Cachay war in den 1980er Jahren Gründungsmitglied der Sektion Sportsoziologie der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft und später über zehn Jahre ihr Sprecher (teilweise zusammen mit Prof. Dr. Georg Anders). Er war ebenso Gründungsherausgeber der Fachzeitschrift „Sport und Gesellschaft“; von 2011 bis 2014 hatte er den Vorsitz des Fakultätentages Sportwissenschaft, dem Zusammenschluss alle Fakultäten und Institute für Sportwissenschaft an deutschen Universitäten. Er gehörte ferner dem ersten Hochschulrat an der Universität Bielefeld an. Seit 2007 ist er für die Handball-Bundesliga im Ausschuss für die Vergabe des Jugendzertifikats tätig, das er selbst mit entwickelt hat.
Prof. Dr. Klaus Cachay verfügt selbst über eine sportliche Laufbahn im Leistungssport, die er als Handballspieler in der Bundesliga bei FrischAuf Göppingen, wo er unter der Spieler- und Trainerlegende Bernhard Kempa 1970/71 zur Meistermannschaft gehörte, bevor er selbst sechs Jahre lang Trainer der TG Donzdorf wurde, mit der nur er knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasste. Auch heute noch verfolgt er sein Göppinger Team vor allem bei Auswärtsspielen in Ostwestfalen derzeit gegen den TBV Lemgo, den TuS N-Lübbecke und bei GWD Minden – das alles, ohne das eigene regelmäßige Sporttreiben nicht zu vernachlässigen: Auch mit 75 wird Klaus Cachay weiterhin beim Joggen im Teutoburger Wald, auf dem Fahrrad „im Ländle“ unterwegs, auf Skiern in den Bergen und noch häufiger beim regelmäßigen „Gewichtestemmen“ im „UniFit“, dem Fitness- und Gesundheitszentrum der Uni Bielefeld zu sehen sein, das er selbst mit aufgebaut hat.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann