Liebe Leserinnen und liebe Leser,
„Ethik – Gute wissenschaftliche Praxis in der Sportwissenschaft!?“ – so hieß der bislang einzige Ze-phir zum Thema „Ethik“ [Brach & Höner, 2003, Ze-phir 10(2)]. Das Heft erschien zu einer Zeit, als die „Berufsethischen Grundsätze für Sportwissenschaftler/innen“ verabschiedet wurden und in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) ein Ethikrat installiert werden sollte. Aus
heutiger Sicht ist das Thema aber keinesfalls veraltet, sondern aktueller denn je. Fortlaufende Diskussionen rund um Aspekte wie Reproduzierbarkeit, Offenlegung von Daten, Datenschutz, Probandenaufklärung, Ethikkommissionen und -anträge, Autorenschaft bei Publikationen oder Abhängigkeitsverhältnisse [vgl. auch Carius & Fehr, 2015, Ze-phir 22(1)] illustrieren die beständige Aktualität und Breite des Themas „Ethik“. Die 9. dvs-Sommerakademie 2014 in Heidelberg fand unter dem Motto „Forschungsethik in der Sportwissenschaft“ statt [für einen Rückblick siehe Vater & Weigel, 2014, in Ze-phir 21(2)].
Das vorliegende Heft greift nun erneut das Thema „Ethik in der Sportwissenschaft“ auf, um einen Überblick über aktuelle Entwicklungen zu geben. Zum Einstieg erinnern Ingo Wagner und Heinz Mechling an die wesentlichen Aufgaben des im Jahr 2004 gegründeten dvs-Ethikrates und stellen die kürzlich neu gewählten Ratsmitglieder vor. Anschließend betrachtet Peter Weigel die 2003 verabschiedeten „Berufsethischen Grundsätze für Sportwissenschaftler/innen“. Ausgehend von einem Vergleich dieser Grundsätze mit den Ethikrichtlinien ausgewählter Wissenschaftsbereiche werden Empfehlungen zur Weiterentwicklung der berufsethischen Grundsätze für Sportwissenschaftler/innen abgeleitet. Die nachfolgenden drei Beiträge widmen sich dem Teilthema „Ethikkommission und Ethikanträge“. Stefan Künzell erläutert zunächst die u. a. aus einer historischen Perspektive erwachsene Notwendigkeit von Ethikkommissionen und beschreibt seine persönlichen Erfahrungen mit der Einrichtung einer lokalen Ethik-kommission an der Universität Augsburg. In ihrer Rolle als Initiatoren der Einrichtung einer standortübergreifenden Ethikkommission der dvs beschreiben Daniel Krause und Alfred O. Effenberg in ihrem Beitrag die Motive zur Einrichtung einer solchen Kommission und ihre wesentlichen Funktionen. Die Autoren schließen mit einem Vorschlag zur Konstituierung der dvs-Ethikkommission. Im Weiteren diskutiert Henning Plessner die Bedeutung von Ethikanträgen und skizziert das allgemeine Vorgehen bei deren Erstellung und Einreichung. Dabei nimmt er auch potentielle Fehlentwicklungen in den Blick, wie etwa die große Anzahl an Anträgen für oftmals ethisch unbedenkliche Vorhaben. Last, but not least, beleuchtet Flora Colledge aus biomedizinethischer Sicht das spezielle Thema der Autonomie und fragt, ob dieser Aspekt nicht auch in sportwissenschaftlichen Studien deutlicher hervorgehoben werden müsste.
In weiteren Beiträgen blicken Stephanie Haible und Stephanie Jeckel (asp-Methodenfortbildung „Einführung in die Mehrebenenanalyse“) sowie Anne Köhler und Johanna Korte (Nachwuchstagung der dvs-Sektion Sportpädagogik) auf vergangene Veranstaltungen zurück.
Die in diesem Heft versammelten Hauptbeiträge repräsentieren selbstverständlich nur einen kleinen Teil des eingangs beschriebenen breiten Themas „Ethik“. Wir hoffen, mit den Beiträgen dennoch eine für Sie erkenntnisreiche und konstruktiv-kritische Diskussionen über „Ethik in der Sportwissenschaft“ anregende Auswahl getroffen zu haben.
Unser besonderer Dank gilt allen Autorinnen und Autoren, die mit ihren Arbeiten maßgeblich zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben.
Viel Freude bei der Lektüre dieser Ausgabe wünschen Ihnen die Herausgeber
Florian Loffing, Peter Weigel & Christian Herrmann
Zum Download der Ausgabe 22(2) / 23(1)
Forschungsethik (Hrsg.: F. Loffing, P. Weigel & C. Herrmann)
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