Mit dem Beschluss des Akademischen Senats der Universität Bremen vom 06. Juli 2016, das letzte sportwissenschaftliche Studienprogramm einzustellen, wird nunmehr das Ende der Sportwissenschaft in Bremen eingeläutet. „Dies ist politisch ein fatales Signal“, sagt dvs-Präsident Kuno Hottenrott. Er ist über diese Nachricht äußerst überrascht, denn zu der prekären Situation in Bremen wurde die dvs im Vorfeld nicht informiert. Widerstand ist jetzt angezeigt, das „AUS“ darf nicht ohne Proteste hingenommen werden.
Dr. Lutz Müller (Uni Bremen) hat die aktuelle Situation vor Ort auf den Punkt gebracht:
Im neoliberalen Spiel des akademischen Kapitalismus einer Exzellenzuniversität wurde das Institut – vor zehn Jahren noch eines der größten in der Uni Bremen – zunächst hinhaltend auf die Ersatzbank geschickt, um nunmehr ganz aus dem Kader gestrichen zu werden. Mit diesem Beschluss erfolgte gleichzeitig der offizielle Anpfiff zum neuen Spiel der Begehrlichkeiten, um die absehbar frei werdenden Stellen des Instituts.
Die Freie Hansestadt Bremen ist das einzige Bundesland in Deutschland, das keine Sportlehrkräfte mehr ausbildet, zumal auch die Ausbildung von Referendar/innen inzwischen nahezu zum Erliegen gekommen ist. Der Plan, Sportlehrkräfte aus anderen Bundesländern einzuwerben, ist kläglich gescheitert, vor allem an der schlechteren Besoldung in Bremen. Die Folgen für den Schulsport, aber auch für den Breiten- und Spitzensport in Bremen sind fatal.
An bremischen Grundschulen ist der Anteil an fachfremd erteiltem Sportunterricht immens. Angesichts der anstehenden umfangreichen Pensionierungswelle im bremischen Schuldienst wird die Unterrichtsversorgung im Fach Sport insgesamt weiter dramatisch verschlechtert. Das Potenzial für Billiglösungen durch Entprofessionalisierung ist längst ausgeschöpft.
Politiker in Bremen, aber auch die Universitätsleitung haben alles getan, damit dieser Zustand entgegen allen Protesten erreicht wurde. Verantwortung wird nicht getragen, weil diese Entwicklung und ihre Folgen gar nicht verantwortbar sind!
Vor 45 Jahren trat die Sportwissenschaft in der Universität Bremen an, um den Schulsport aus dem Abseits zu holen. Nun wurde sie selbst ins Abseits befördert.
Nähere Informationen können eingeholt werden bei Lutz Müller.
E-Mail: lmueller@uni-bremen.de
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