Ob aus dem Urlaub, von einem anderen Kontinent oder trotz Bombenfund in Köln, ist es in Zeiten wie diesen (trotzdem) möglich, in einen wissenschaftlichen Austausch zu kommen! In einen Austausch, der gewinnbringend ist und gerade in der aktuellen Situation, die alle Lehrenden, Trainer/innen, die Verantwortlichen der Universität, Verein und Schule und Studierende herausfordert, vielleicht noch viel wichtiger als bisher erscheint.
In diesem Sinne hat das diesjährige Organisationsteam unter Leitung von Dr. Andrea Menze-Sonneck eine beispielhafte Tagung im Online-Format zum Mehrwert aller angeboten. An der Tagung nahmen 30 Teilnehmer/innen aus Japan, der Schweiz und Deutschland teil. Insgesamt waren so 23 verschiedene Standorte vertreten. Nicht nur das Format der diesjährigen Tagung machte sie zu einer besonderen, sondern auch der Bericht von Prof. Dr. Thomas Heinen zur zwanzigjährigen Geschichte der Kommission verlieh dem Zusammentreffen einen bedeutenden Charakter.
Unter dem Schwerpunkt „Kompetenzorientierung und Bewegungsexpertise im Turnen“ erwartete die Teilnehmer/innen ein vielfältiges Programm. Für die Hauptvorträge konnten Prof.‘in Dr. Heike Tiemann von der Universität Leipzig und Prof.‘in Dr. Claudia Voelcker-Rehage von der Universität Münster gewonnen werden. Sie lieferten umfassende Einblicke in einerseits das Turnen im inklusiven Sportunterricht (Heike Tiemann) und andererseits in die Forschungsergebnisse zur motorischen Entwicklung und zum motorischen Lernen über die Lebensspanne (Claudia Voelcker-Rehage). Angeregte Diskussionen spiegelten die Bedeutung der beiden Themen für die anwesenden Teilnehmer/innen wider und eröffneten einen differenzierten Blick auf die Arbeit mit Gruppen, in denen die Voraussetzungen und Grundlagen von einer großen Heterogenität und Diversität geprägt sind. Das Anerkennen von Vielfalt als Norm, das darauf eingehen und die daraus abzuleitende Mehrdimensionalität in den Herangehensweisen an das Turnen als Teil unserer Bewegungs- und Sportkultur bildeten ein wichtiges Fazit der Diskussion der Thematiken.
Einen weiteren Schwerpunkt der Tagung stellte die Turnausbildung (besonders im universitären Bereich) unter Corona-Bedingungen dar. Hierzu gab es sehr hilfreiche Einblicke in die verschiedenen Herangehensweisen und Konzepte der vertretenen Standorte, wobei Dr. Hilke Teubert (Universität Paderborn) und Meike Starke (Universität Flensburg) die Ausbildung an ihren Standorten als Impulsvortrag genauer vorstellten. Der Austausch der anwesenden Fachvertretungen machte deutlich, dass sich die aus inhaltlicher Sicht als relevant erachteten Themen und Problematiken durchaus sehr ähneln, die institutionellen Möglichkeiten der Umsetzung vor Ort jedoch je nach Standort zum Teil deutlich variieren. Um vor diesem Hintergrund eine gegenseitige Unterstützung (z.B. Teilen von Materialien, Ideen usw.) zu erreichen, wurde eine Vernetzung über die Tagung hinaus als wünschenswert erachtet, so dass in den kommenden Wochen versucht werden soll, diese umzusetzen.
Zwischen den herausfordernden Themen und der Konzentration auf den Bildschirm konnten nicht nur die Augen durch einen Telefonspaziergang während eines fortlaufenden paarweisen Austausches entspannt werden. Zur weiteren Auflockerung trugen auch die in den Bewegungspausen näher gebrachten Übungen zum „Augen-Yoga“ bei. Das Grimassenschneiden hinter vorgehaltenen Händen sollte die Gesichtspartie endgültig entspannen und den Geist wieder befreien und öffnen für die spannenden Vorträge der Tagungsteilnehmer/innen. Zu welchen interessanten und wichtigen aktuellen Forschungsprojekten im Sport- und Bewegungsfeld Turnen ein Austausch nach den Einblicken durch die Vortragenden erfolgen konnte, wird durch folgende Abbildung zusammenfassend am besten deutlich.
Abb. 1: Übersicht zu den Vortragsthemen und Vortragenden mit Diskussionsanregungen.
Auch wenn das Reisen aktuell etwas eingeschränkt ist, ist der gedankliche Koffer mit Ideen, Hinweisen und Anregungen gepackt, um diesen in den kommenden Wochen in den verschiedenen Veranstaltungen, Trainings- oder Unterrichtsstunden an den verschiedensten Orten wieder auszupacken. In diesem Sinne kann auf eine gelungene Veranstaltung zurückgeblickt werden und sich auf eine kommende Tagung in voraussichtlich Braunschweig 2022 gefreut werden. Neben dem Tagungsort wurde in der abschließenden Mitgliederversammlung der nächste dvs-Tagungsband (Hrsg. Andrea Menze-Sonneck & Pia Vinken) thematisiert, der bis spätestens eben dieser Tagung 2022 fertig gestellt werden soll. Da eine Wahl des Sprecherrats aufgrund des Online-Formats nicht möglich war, erklärten sich die amtierenden Mitglieder des Sprecherrats bereit, bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Amt zu bleiben, ermutigten alle Anwesenden aber ausdrücklich, für die nächste Amtszeit zu kandidieren oder als assoziiertes Mitglied im Sprecherrat mitzuarbeiten.
Ein großer abschließender Dank geht an das gesamte Tagungsteam in Bielefeld, das diese Tagung auf die Beine gestellt hat und allen Teilnehmenden einen sehr hilfreichen und regen Austausch ermöglicht hat. Die unten stehende Abbildung spiegelt die Eindrücke dazu am besten wider.
Abb. 2: Auszüge aus den Kommentaren des eingerichteten Padlets zum Zusammenfassen der Rückmeldungen zur Tagung.
Frederike Veit (Universität Leipzig)