„Sportwissenschaft in pädagogischem Interesse“ – das Thema der 30. Jahrestagung der Sektion Sportpädagogik der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) war offenbar gut gewählt: Rund 200 Tagungsgäste aus dem In- und Ausland (bis Japan) verfolgten die rund 100 Beiträge an den vier Veranstaltungstagen (einschließlich der vorausgehenden Tagung für den sportpädagogischen Nachwuchs) in Hannover. Erstmals war das Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover örtlicher Ausrichter und konnte dafür die ausgezeichnete Tagungsinfrastruktur beim Landessportbund Niedersachsen am Maschsee nutzen.
In die 30. dvs-Jahrestagung Sportpädagogik eingerahmt war am zweiten Veranstaltungsabend ein Empfang beim Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover mit der feierlichen Vergabe des erstmals in der Sportwissenschaft ausgelobten Ars legendi-Fakultätenpreises. Auch einige innovative Veranstaltungselemente wie z. B. Foren und Diskursimpulse als neue Darbietungsformen sowie die sogenannte Tandem-Moderationen von Einzelbeiträgen mit je einer Person aus dem Vor- und Nachwuchs bei der Jahrestagung wurden äußerst positiv von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wahrgenommen.
Der letzte Programmpunkt beim Abschluss der Tagung war schlicht angekündigt worden mit „Buchübergabe...“ und bedeutete für die meisten Tagungsgäste eine Überraschung: Verleger Christian Becker (arete Hildesheim) überreichte das erste „druckfrische“ Exemplar von „Pädagogische Fragen zum Sport. Ausgewählte Beiträge“ an Autor und dvs-Ehrenmitglied Dietrich Kurz, einen der renommiertesten Sportpädagogen unserer Zeit im deutschsprachigen Raum und Gründungsvater der dvs-Sektion Sportpädagogik. Im Anschluss daran erhielten alle anwesenden Gäste ein (kostenfreies) Exemplar. Der Band, der von Eckart Balz und Detlef Kuhlmann redaktionell betreut wurde, enthält 15 ausgewählte und bisher nur verstreut publizierte Beiträge aus den zentralen Arbeitsschwerpunkten des Bielefelder Sportpädagogen: Sinnfindung, Kinder- und Jugendsport, Schulsport und Wissenschaftspolitik lauten die vier Werklinien, nach denen die Beiträge von Dietrich Kurz im Band gegliedert sind.
Über die 30. dvs-Jahrestagung der Sektion Sportpädagogik ist ein Tagungsband in Vorbereitung. Die nächste Jahrestagung der Sektion findet vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2018 zum Thema „Bewegung, Digitalisierung und Lernen in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen“ am Institut für Angewandte Bewegungswissenschaften der TU Chemnitz statt.
Ars legendi-Fakultätenpreis Sportwissenschaft in Hannover verliehen -
Münsteraner Sportpädagoge Prof. Dr. Nils Neuber ausgezeichnet
Der Münsteraner Sportpädagoge Prof. Dr. Nils Neuber hat jetzt den erstmals ausgeschriebenen Ars legendi-Fakultätenpreis Sportwissenschaft erhalten. Der Festakt fand im Neuen Rathaus von Hannover in Anwesenheit von Oberbürgermeister Stefan Schostok statt, der unter den rund 170 geladenen Gästen zahlreiche Fachvertreter begrüßen konnte, darunter den Präsidenten der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), Prof. Dr. Kuno Hottenrott, den Präsidenten des Deutschen Sportlehrerverbandes, Michael Fahlenbock, sowie den Vorstandsvorsitzenden des Landessportbundes Niedersachsen, Reinhard Rawe, die dvs-Ehrenmitglieder Prof. Dr. Dietrich Kurz und Frederik Borkenhagen sowie Prof. Dr. Detlef Kuhlmann als Vorsitzenden der Jury und des Fakultätentages Sportwissenschaft zusammen mit Vorstandsmitglied Prof. Dr. Stefan König.
Der Ars legendi-Fakulätenpreis Sportwissenschaft wird vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Fakultätentag Sportwissenschaft in Zusammenarbeit mit der dvs für herausragende, innovative und beispielgebende Leistungen in der Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung im Studienfach Sportwissenschaft vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Preissumme wurde in diesem Jahr von der Heinz Nixdorf Stiftung in Paderborn zur Verfügung gestellt. Prof. Dr. Nikolaus Risch, der frühere Präsident der Universität Paderborn, jetzt Vorstandsmitglied in der Heinz Nixdorf Stiftung lobte in seinem Vortrag das Engagement der Sportwissenschaft, diesen Preis ausgeschrieben zu haben. Insgesamt 16 Bewerbungen aus den Standorten der Sportwissenschaft an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen in Deutschland waren von einer neunköpfigen, international besetzten Jury zu begutachten.
In der mit viel Beifall bedachten Laudatio, die von Helene Hense, einem studentischem Mitglied der Jury, gehalten wurde, wurden die Verdienste von Prof. Dr. Nils Neuber u. a. bei der Neustrukturierung von Lehr- und Lernformen und das große Engagement für die Gestaltung der Lernumgebung am Institut für Sportwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster gewürdigt: „Wir zeichnen mit Prof. Nils Neuber eine Persönlichkeit aus der Sportwissenschaft mit einem außergewöhnlichen Engagement für exzellente Hochschullehre aus, die zudem die Lernenden für ihr Studienfach hervorragend begeistern und motivieren kann“, heißt es in der Laudatio weiter. Der Preisträger hat an der Universität Göttingen und an der Deutschen Sporthochschule Köln studiert und ist seit 2006 Professor an der Universität Münster und dort seit 2016 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sportwissenschaft sowie Studiendekan im Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er u. a. 2006 mit dem Wissenschaftspreis des Deutschen Olympischen Sportbundes ausgezeichnet.
Die Verleihung des Preises fand am sporthistorischen Ort im Neuen Rathaus von Hannover statt, wo an gleicher Stelle 1950 der Deutsche Sportbund gegründet wurde, der als ein früher Wegbegleiter von Wissenschaft und Bildung auf dem Gebiet des Sports bezeichnet werden kann. Prof. Dr. Detlef Kuhlmann als Vorsitzender des Fakultätentages Sportwissenschaft dankte dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft für die Auslobung dieses am höchsten dotieren Lehrpreises in der Sportwissenschaft: „Mit dem Preis spielt die Sportwissenschaft jetzt in der Champions League zusammen mit fünf anderen Wissenschaften wie der Medizin, der Mathematik und der Rechtswissenschaft“. Der Ars legendi-Fakultätenpreis Sportwissenschaft soll alle zwei Jahre vergeben werden.
Fotos:
Blickpunkt Photodesign Daniel Bödeker
Börge Albers