Aufgrund der Ungewissheit durch die Corona-Pandemie hatten auch wir von der Sektion „Sportinformatik und Sporttechnologie“ uns entschlossen, nicht weiter an der geplanten Präsenztagung in Bayreuth festzuhalten. Da trotz der uns alle belastenden Umstände ein hohes Interesse an der Tagung vorlag, wagten wir zum ersten Mal in der Geschichte der Sektion ein digitales Format. Mit rund 120 angemeldeten Teilnehmer/innen, drei hochklassigen Hauptvorträgen und fast 40 Beiträgen in sechs Sessions war das 13. Symposium, die „Spinfortec2020 digital“ am 24. und 25. September ein voller Erfolg.
Entfallen mussten allerdings die Nachwuchsworkshops, die bei der vergangenen Tagung 2018 in München großen Anklang fanden. Auch eine Industrieausstellung mit wertvollem Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie konnte in der kurzen Zeit bei begrenzten Ressourcen von Organisator Dr. Uli Fehr (Universität Bayreuth) nicht digital transformiert werden. Wegfallende Reise- und Übernachtungskosten, die deutlich reduzierte Konferenzgebühr und der sicher deutlich niedrigere ökologische Fußabdruck sind weiterhin auf der Habenseite zu verbuchen. Dennoch – der Wegfall von Get-together, Abendveranstaltung und des sonst auch in den Kaffeepausen stattfindenden Austauschs ist kaum wettzumachen und so trat bei aller Zufriedenheit über den ermöglichten akademischen Austausch doch immer wieder der Wunsch zu Tage, sich in 2021 wieder bei einer „echten“ Konferenz treffen zu können.
Als Plattform für das Symposium kam Zoom zu Einsatz, das sich an vielen Universitäten im Sommersemester als zuverlässiges Videokonferenzsystem bewährt hatte. Zusätzlich wurden Teile live und kostenfrei auf Facebook gestreamt – die Plattform weist über 6.000 „erreichte Personen“ dafür aus. Einige der der noch in der Nacht zum zweiten Konferenztag eingegangenen Anmeldungen dürften auf die eher ungewöhnliche Facebook-Präsenz zurückzuführen sein.
Nach Grußworten von dvs-Präsident Prof. Dr. Ansgar Schwirtz und dem Präsident der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Stefan Leible, leitete Sektionssprecher PD Dr. Daniel Link zur ersten Keynote von Dr. ir. Jan van Haaren über: „Scouting Football Players by Squeezing Every Last Drop out of Match Event Data“. Es folgten die Sessions Informations- und Feedbacksysteme, Messtechnik und Datenanalyse sowie Sportgeräteentwicklung und neue Materialien im Sport. Die Abfolge von verschiedenen vorproduzierten Videobeiträgen und live gehaltenen Vorträgen mit geteiltem Bildschirm sorgte für eine gewisse Abwechslung und auch der unauffällig mögliche Wechsel zwischen des Sessions kann durchaus als Vorteil des Onlineformats angesehen werden.
Zum Abschluss des ersten Tag berichtete PD Dr. Daniel Link in der Sektionssitzung über die Aktivitäten der vergangenen beiden Jahre. Dies waren insbesondere der Nachwuchs-Workshop 2018 in München mit ca. 50 Teilnehmer/innen und die anschließende 12. Sektionstagung mit ca. 45 Beiträgen. Weiterhin die Organisation von vier Arbeitskreisen auf dem dvs-Hochschultag 2019 in Berlin und die Teilnahme am 12th International Symposium on Computer Science in Sport in Moskau 2019. Sowohl das Dagstuhl Seminar Machine Learning in Sports als auch der Post Olympic Workshop in Tokyo mussten coronabedingt abgesagt werden.
Neben den Sessions Modellbildung und Simulation, e-Learning und e-Sport sowie Wearables und intelligente Sportgeräte standen am Freitag noch zwei Keynotes auf dem Programm. Prof. Dr. Tino Fuss begeisterte mit seinem aus dem australischen Lockdown gehaltenen Vortrag "Sports Innovation: smart equipment and wearable technology“ und der Bayreuther Prof. Dr. Frank Döpper gab einen Überblick zur additiven Fertigung von Sportprodukten und zeigte Potentiale und Herausforderungen auf.
Der mit 250 € dotierte Publikumspreis geht an den Beitrag „Künstliche Intelligenz und Computer Vision in der Bewegungsanalyse von Kanuten“ von Marc Schuh, Jonas Mayer(beide TNG Technology Consulting GmbH), Mario Parstorfer (Olympiastützpunkt Heidelberg), Thomas Endres (TNG Technology Consulting GmbH). Die Autoren konnten durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Computer Vision nicht nur den Aufwand der Technikanalyse von Leistungssport-Kanuten von ca. 20 Minuten auf ca. 2 Minuten pro Athlet/in reduzieren, ohne dabei auf die Verwendung von Motion Trackern angewiesen zu sein, sondern dies auch in herausragender Weise präsentieren.
Dr. Uli Fehr