Die Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum trauert um Herrn Prof. Dr. Günter Tidow, der am 31. Januar 2016 im Alter von 72 Jahren verstorben ist.
Herr Prof. Dr. Tidow hat von 1968 bis 1995 die Entwicklung der Bochumer Sportwissenschaft in den Lehr- und Forschungsbereichen Trainingswissenschaft und Leichtathletik maßgeblich geprägt. Nach erfolgreicher Habilitation im Jahre 1991 wurde er 1995 auf eine C4-Professur Trainings- und Bewegungswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin berufen, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2008 bekleidete.
Herr Prof. Dr. Tidow vereinte in seiner Person sowohl profunde theoretische Kenntnisse als auch sportpraktische Erfahrungen als Zehnkämpfer der deutschen Spitzenklasse sowie Zehnkampf-Bundestrainer Nachwuchs, die sich auch in seinen inhaltsreichen Publikationen widerspiegelten.
Seine Forschungsschwerpunkte lagen in den Themenfeldern „Krafttraining“ und „Bewegungssehen“, wobei er besonders in letztgenannter Thematik zahlreiche innovative Akzente setzte, die an der Bochumer Fakultät für Sportwissenschaft nachhaltig weiterentwickelt wurden. Im Laufe der Jahre ist so ein – inzwischen national und international anerkannter – disziplinübergreifender Bochumer Forschungsschwerpunkt „Wahrnehmung und Sport(spiel)“ entstanden.
Arbeiten zur „Beobachtung und Beurteilung azyklischer Bewegungsabläufe (dargestellt am Beispiel der Disziplin Kugelstoßen)“ und „Zur visuellen Leistungsfähigkeit von Schieds- und Linienrichtern im Tennis“ sowie die Entwicklung neuer Testverfahren zur Quantifizierung z. B. der Dynamischen Sehleistung bzw. blickmotorischen Leistungsfähigkeit bekunden die grundlagenwissenschaftliche, aber stets auch sportnahe Ausrichtung. Übersichtsarbeiten wie „Bewegungssehen – Möglichkeiten und Grenzen“ und „Trainierbarkeit des Dynamischen Sehens“ werden auch heute noch häufig zitiert.
Dr. Ulrich Bartmus & Dr. Gernot Jendrusch