Das Präsidium der Vereinigung für Sportwissenschaft gratuliert Prof. Dr. sc. paed. habil. Günter Schnabel ganz herzlich zu seinem 90. Geburtstag. Schnabel wurde am 17. September 1927 in Dresden geboren und wuchs im Stadtteil Klotsche auf, wo er 1947 am Kreuzgymnasium auch sein Abitur machte. Von Oktober 1947 bis Ende 1951 studierte Schnabel an der Universität Leipzig, Philosophische Fakultät (Fächer: Germanistik, Geschichte, Körpererziehung) und schloss 1951/52 mit dem Staatsexamen Höheres Lehramt Körpererziehung und Deutsch ab. In seiner Examensarbeit beschäftigte er sich mit speziellen Studien zu Problemen der Bewegungslehre. Seine wissenschaftlichen Arbeiten an der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig (DHfK) haben aus heutiger Sicht das Fundament für die sich in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts etablierende Bewegungswissenschaft gelegt und die Entwicklung in der Bewegungs- und Trainingslehre wesentlich geprägt. Günter Schnabel ist seit 1991 dvs-Mitglied und hatte großen Anteil an der Gründung der dvs-Sektion Trainingswissenschaft.
Eine aktuelle Bibliographie weist 125 Veröffentlichungen für Günter Schnabel aus. Als Autor wird er vor allem mit seinen Fachbüchern in Verbindung gebracht, insbesondere mit dem im Jahre 1976 erschienenen Buch zur Bewegungslehre zusammen mit Kurt Meinel. Bemerkenswert ist, dass bereits in der 1. Auflage der Bewegungslehre von Kurt Meinel (1960) sich dieser ausdrücklich für die wesentlichen Beiträge von Günter Schnabel in diesem Buch bedankte. Ab der 2. Auflage leitete Günter Schnabel das Autorenkollektiv. Unter Berücksichtigung von Verlagswechseln und der Erweiterung des Titels in „Bewegungslehre-Sportmotorik“ erschien seit 1960 die 12. Auflage 2015. Jede Auflage wurde von Günter Schnabel akribisch geplant und bearbeitet. Bei der Bearbeitung führte er ausführliche Autorengespräche bezüglich des „roten Fadens“ und der Begrifflichkeiten im Gesamtwerk. Ab 1994 organisierte er gemeinsam mit dem Trainingswissenschaftler Dietrich Harre das umfassend überarbeitete und erweiterte Buch als Herausgeber und Autor unter dem Titel „Trainingswissenschaft“; ab 2008 dann unter dem neuen Titel „Trainingslehre-Trainingswissenschaft“. Die stärkere Hinwendung zu trainingswissenschaftlichen Themen erfolgte nach der 3. Hochschulreform in der DDR, die zu strukturellen Veränderungen an der DHfK in Leipzig führte. Eine Folge war die Schließung des Instituts für Bewegungslehre, dies brachte auch eine inhaltliche Umorientierung und letztlich Erweiterung der wissenschaftlichen Arbeit bei Günter Schnabel u. a. auf trainingswissenschaftliche und terminologische Schwerpunkte. Seit den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts finden sich seine richtungsweisenden Arbeiten zur Bewegungskoordination sowie zur sportlichen Leistung und zum Training. Beide Schwerpunkte sind Grundlagen für die inhaltliche Ausrichtung des Fachbuchs Trainingswissenschaft ab 1994, später ab 2008 „Trainingslehre-Trainingswissenschaft“. Die internationale Wertschätzung des Buches lässt sich daran ermessen, dass es in den verschiedenen Auflagen in neun Sprachen übersetzt wurde. Eine besonders nachhaltige Bedeutung für die Sportwissenschaft und Sportmedizin in Deutschland erreichte die Übersetzung wesentlicher Veröffentlichungen von N. A. Bernstein aus dem Russischen ins Deutsche und dessen fachwissenschaftlicher Bearbeitung unter dem Buchtitel Bewegungsphysiologie (1975; 1988), herausgegeben von Lothar Pickenhain und Günter Schnabel und erschienen bei Johann Ambrosius Barth, Leipzig.
Seit 1992 ist Günter Schnabel im beruflichen Ruhestand. Er arbeitete jedoch weiter. So hat er maßgeblichen Anteil an der Jubiläumsausgabe „Bewegungslehre-Sportmotorik“ anlässlich des 100. Geburtstages von Kurt Meinel und an den weiteren zwei Auflagen dieses Buches. Gleiches gilt für das Buch „Trainingslehre-Trainingswissenschaft“ (Schnabel, Harre & Krug), das seit 1992 in fünf neuen, erweiterten sowie überarbeiteten Auflagen herausgegeben wurde.
Wie war ein so umfangreiches wissenschaftliches Wirken möglich? Nach Aussagen von Günter Schnabel übernahm er ein Leitmotiv von Benjamin Britten, welches besagt: „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom, sobald man damit aufhört, treibt man zurück". Wir wünschen ihm noch viele schöpferische Jahre bei bester Gesundheit.
Text: Prof. Dr. Kuno Hottenrott