„Gerade jetzt?“. Diese Frage war wahrscheinlich die häufigste Reaktion auf Erzählungen von einer, wenn auch mit 19 Teilnehmer*innen überschaubaren, in Präsenz stattfindenden Tagung in „Corona-Zeiten“. Die Salzburger Kolleg*innen unter der Leitung von Günter Amesberger, Thomas Finkenzeller und Sabine Würth trauten sich zu, die asp-Nachwuchstagung unter dem Titel „Publizieren in der Zukunft“ vom 9. bis 11. September 2020 auszurichten. Dank einer sehr umsichtigen Organisation und zugleich viel Offenheit und Herzlichkeit war diese 24. Nachwuchstagung eine sehr gelungene Tagung, die für uns, den wissenschaftlichen Nachwuchs, aufgrund der wenigen Austauschmöglichkeiten in diesem Jahr besonders wichtig war.
Wie viel Organisation hinter der Ausrichtung solch einer Tagung steckt, wurde nicht nur im Vorfeld, sondern vor allem bei der Ankunft am IFFB Sport- und Bewegungswissenschaft am Schloss Rif ersichtlich. Mit ausreichend Abstand – und zugleich mit tollem Blick auf die Berge – fand die Registrierung statt. Dabei wurde dieses Mal nicht nur nach dem Namen und der Universität, sondern jetzt auch anhand einer Checkliste nach Symptomen sowie Reisen in den letzten 14 Tagen gefragt. Abschließend wurde Fieber gemessen – das übrigens jeden Tag. Die Anlagen in Salzburg eigneten sich aufgrund der Weitläufigkeit gut für die Ausrichtung einer solch besonderen Tagung. Die Begrüßung und die Hauptvorträge fanden im Hörsaal am Schloss Rif statt. Jeder hatte seinen eigenen Platz und, um Begegnungen zu vermeiden, wurde sogar der Kaffee am Tisch serviert. Das Salzburger Team hatte die Tagung bis ins kleinste Detail durchorganisiert, das wurde bereits zu diesem Zeitpunkt klar.
Der weitere Tagungsverlauf ähnelte vorangegangenen Nachwuchstagungen, unter besonderen Auflagen, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Einen großen Beitrag dazu leisteten die Mentorinnen, Prof.in Nadja Schott (Universität Stuttgart), Dr.in Svenja Wolf (Florida State University) und Dr.in Katharina Geukes (WWU Münster). Unter ihrer Leitung wurden in drei kleinen Arbeitsgruppen á sechs bis sieben Personen sowohl erste Forschungsideen, Forschungsdesigns, Auswertungsverfahren als auch fast fertige Dissertationen vorgestellt und diskutiert. Besonders einzigartig machte diese Nachwuchstagung, dass den Teilnehmer*innen dazu eine ganze Stunde zur Verfügung stand, die auch in den meisten Fällen bis zur letzten Minute genutzt wurde. Den Mentorinnen und den Gruppen gelang es, eine sehr gute Arbeitsatmosphäre zu kreieren, verknüpft mit hilfreichen Diskussionen und vielfältigem Feedback – auch zu Themen außerhalb der Promotionsvorhaben. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl hatten wir darüber hinaus viel Zeit zum 1-1 Austausch mit den Mentorinnen. Insbesondere das „Meet the Experts“ Treffen – ein kleiner Spaziergang mit den Mentorinnen im Schlossgarten – stieß auf großen Anklang. Ein inhaltlicher Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf dem Publikationsprozess, der Integration von Forschung und Praxis in der Sportpsychologie sowie Open Science.
Am ersten Tag wurde Dr. Felix Ehrenspiel (TU München) über Webex zugeschaltet. Er referierte zum Thema „Publizieren in der Zeitschrift für Sportpsychologie“, gab wertvolle Einblicke in den Publikationsprozess und hilfreiche Tipps zum Publizieren in der Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie. Dr.in Svenja Wolf (TU München / Florida State University) schloß mit ihrem Hauptvortrag zur Integration von Forschung und Praxis („Zusammen sind wir stärker! Integration von Forschung und Praxis in der Sportpsychologie“) daran an und zeigte das Potential von einer gemeinsamen Betrachtung von Forschung und Praxis auf. Diese Impulse waren Ausgangspunkt einer intensiven und kritischen Diskussion, die sehr viel Spaß machte. Am zweiten Tag referierte Prof.in Nadja Schott (Universität Stuttgart) unter dem Titel „Open science challenges, benefits and tips in early career and beyond“. Sie zeigte zunächst die aktuelle open science Bewegung auf, erklärte Hintergründe, Prinzipien und die Nützlichkeit von Open Science. Besonders gut war, dass Prof.in Schott es schaffte, dass jede*r sich zu open science verhielt. Zuletzt zeigte Dr.in Katharina Geukes (WWU Münster) in ihrem Vortrag „How to… open science“ konkrete Beispiele, wie open science aussehen kann. Wir werden auf das Material hierzu bestimmt noch öfter zurückgreifen.
Das Nachmittags- und Abendprogramm lud ein, weiter ins Gespräch zu kommen oder aber auch den Kopf auszuschalten. Am ersten Nachmittag hatten wir die Chance, den schönen Campus am Schloss Rif näher kennenzulernen. Das Abendprogramm bestand aus Beachvolleyball und Slacklining, ehe wir dann gemeinsam den Tag in einem typisch österreichischen Wirtshaus ausklingen ließen. Am zweiten Nachmittag lernten wir bei einer Stadtführung das schöne Salzburg kennen. Nach der Stadtführung kehrten wir in den Stieglkeller ein – in die Örtlichkeit, in der eigentlich der Gesellschaftsabend der asp- Jahrestagung im Mai hätte stattfinden sollen. Insgesamt bestand das Programm aus einer gelungenen Abwechslung: aus einem hilfreichen wissenschaftlichen Austausch, der Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen sowie einem vielfältigen Freizeitprogramm.
Dass diese Nachwuchstagung eine Besondere werden würde, war von Anfang an klar. Im Nachhinein können wir festhalten, dass es eine besonders gelungene und für den wissenschaftlichen Nachwuchs wichtige Tagung war. Das Salzburger Team schaffte durch eine sehr durchdachte Organisation und zugleich durch Herzlichkeit und Offenheit den Balanceakt zwischen Distanz und Nähe. Wir sind sehr dankbar, dass wir die Chance eines Face–to–Face Austausches hatten – der für viele wahrscheinlich der einzige in 2020 war. Wir nehmen viel hilfreiches Feedback rund um unsere Promotionen, den Publikationsprozess, Open Science und die Karriereplanung mit. Und wir nehmen auch den Kontakt zu anderen Nachwuchswissenschaftler*innen mit, in der Hoffnung, dass wir ihn in Tübingen 2021 vertiefen können.
Quelle: Lena Henning & Hannah Pauly (Westfälische Wilhelms-Universität Münste)