Nachruf Prof. Dr. Willi Schröder

Im Alter von 84 Jahren ist Willi Schröder in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 2012, vier Tage vor dem 40. GutsMuths-Rennsteiglauf in Jena nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Prof. Dr. Willi Schröder gilt als einer der führenden Sporthistoriker der DDR und Generationen von Sportlehrern haben als Sportstudenten bei ihm das Einmaleins der Sportgeschichte gelernt. Eine Vielzahl von Traditionskabinetten und Vereinschroniken vor allem im Osten Deutschlands geht auf sein Wirken zurück.
Prof. Dr. Willi Schröder wurde am 15. 7. 1927 in Schönebeck/Elbe geboren. Sein Vater war Steinsetzer und Turner. Von der Schulbank weg musste Willi im letzten Kriegsjahr noch zur Wehrmacht. Nach Kriegsende arbeitete er als Landarbeiter, bevor er 1947 seine Reifeprüfung nachholen konnte. Danach bewarb er sich zum Studium an der Philosophischen Fakultät in Halle. Germanistik und Geschichte wählte er als Erstfach und Sport als Zweitfach. Vor allem im Rudern und Schwimmen lagen seine sportlichen Stärken. Mit Beginn des Studiums musste er aber alle Grundsportarten belegen, was seine generelle Hinwendung zum Sport stärkte. Nach dem Studium wurde Willi Schröder 1952 Lektor am Institut für Körpererziehung (IfK) in Halle. Nachdem er 1958 einen Lehrauftrag an der Universität Leipzig erhalten hatte, konzentrierte er sich auf Sportgeschichte. Mit dem Thema „Das Jahnbild in der deutschen Turn- und Sportbewegung“ promovierte er 1958 hier. In dieser Zeit 1958 nahm der Jenaer Rektor, Prof. Dr. Josef Hämel Verbindung zu ihm auf, um über eine Berufung als Direktor des Instituts für Körpererziehung (IfK) mit ihm zu verhandeln. 1959 kam er dann nach Jena erst für einen Lehrauftrag und dann als Direktor. Anfangs stieß er hier auf starke Ablehnung, da ein Großteil des Kollegiums lieber einen der ihren auf diesem Posten gesehen hätten. Im Gegensatz zu Schröder hatte aber kein Mitarbeiter des IfK eine Promotion vorzuweisen. Willi Schröder gelang es in kürzester Zeit, das Institut wissenschaftlich zu profilieren und viele junge Assistenten für die wissenschaftliche Arbeit zu gewinnen. Er selber konzentrierte sich nach der Neugestaltung der Jahngedenkstätte in Freiburg, die er wissenschaftlich betreut hatte, stärker auf die Urburschenschaften, was auch zum Gegenstand seiner Habilitation „Burschenturner im Kampf um Einheit und Freiheit“ wurde. 1966 erhielt er eine ordentliche Professur. Danach widmete er einen Großteil seiner Forschungskapazität dem Leben und Wirken von Johann Christoph Friedrich GutsMuths. Der Aufbau eines Museums u. a. für GutsMuths in Schnepfenthal und die Verbindung des Rennsteiglaufs mit dem Namen des Begründers des modernen Sportunterrichts, krönten Schröders Lebenswerk. Daneben betreute er 25 Promotionen und sieben Habilitationen. Am Institut und an der Universität übte er bis zum Prorektor die verschiedensten Funktionen aus. Als Stadtverordneter gehörte er in den 1960-70er Jahren zu einer Arbeitsgruppe, die mit einem „Jenaer Programm“ den Bau neuer Sportstätten plante. Trotz entsprechender Stadtratsbeschlüsse wurde nur ein Teil davon fertiggestellt. Die Mittel für eine Schwimmhalle und eine große Universitätssporthalle wurden in die damalige Bezirkshauptstadt Gera abgezogen und in der Panndorfhalle und dem jetzigen Hofwiesenbad verbaut. Zur politischen Wende 1989/90 hatte er am sogenannten „Runden Tisch zum Sport“ zur Erhaltung und Öffnung des Sportforums für Jenas Sportvereine beigetragen.
1992 emeritiert, hat Prof. Dr. Willi Schröder die wissenschaftliche Arbeit, vor allem zu GutsMuths, fortgesetzt. Oft war er bei Spaziergängen in den Kernbergen und auf den Plätzen hinter der „Muskelkirche“ anzutreffen. Nachdem er gesundheitlich nicht mehr so beweglich war, ließ er sich aber noch regelmäßig über die Entwicklung „seines Instituts“ und „seines Rennsteiglaufs“ berichten.
Dr. H. Kremer