Unscharfe Grenzen: Kampfkunst und Kampfsport zwischen kultureller Verkörperung, pädagogischer Anwendung und politischer Vereinnahmung
11.-13.03.2025, Göttingen
12. Jahrestagung dvs-Kommission „Kampfkunst und Kampfsport“
Sozio-kulturelle Wissensordnungen und Praxisformen wirken auf systematisierte und kodifizierte Bewegungspraxis ein, werden in diesen verkörpert und hervorgebracht. Diese Feststellung ist gemeinhin unter Forschenden und gerade in Bezug auf Kampfkunst und Kampfsport in weiten Teilen auch unter Praktizierenden akzeptiert.
Insbesondere ostasiatische Kampfkünste gelten im gesellschaftlichen Mainstream in dieser Hinsicht als Ausdruck und Bestandteil „authentischer“ oder „traditioneller“ Kultur. Aus kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive gilt: Kampfkunst und Kampfsport, deren sportlich-bewegungskulturelle Praxis und künstlerisch-mediale Repräsentation sowie die damit zusammenhängenden Ästhetiken, Bedeutungszuschreibungen und Bewertungsmuster sind keinesfalls statisch und vom Ausübungskontext unabhängig, sondern in zeitliche, örtliche und Akteur*innen-spezifische Diskurse, Praktiken-Netzwerke und Strategien eingebunden und durch diese beeinflusst.
Inzwischen haben Kampfkunst und Kampfsport einen festen Platz als kompetitive, ästhetische und gesundheitsorientierte Praxen im globalen gesellschaftlichen Mainstream eingenommen. Gleichzeitig haben sie sich bereits umfassend als Vehikel für individuelles und gruppenbezogenes Empowerment, Gewaltprävention und soziale Integration in pädagogischen Kontexten etabliert. Ebenso sind sie jedoch immer wieder in besonderem Maße der politischen Vereinnahmung zugunsten ideologischer und nationalstaatlicher Strategien und Zielsetzungen ausgesetzt.
Die Tagung bietet die Gelegenheit, diese verschiedenen Dimensionen von Kampfkunst und Kampfsport zu beleuchten und die „unscharfen Grenzen“ zwischen kultureller Praxis, pädagogischer Anwendung und politischer Einflussnahme zu diskutieren.
Themenbereiche und mögliche Fragestellungen
- Inwiefern werden kollektive und individuelle Identitäten und Ideologien in Kampfkunst- und Kampfsportpraxen verkörpert bzw. einverleibt?
- Wie wirken sich (sub-)kulturelle oder politische Logiken und Ästhetiken auf die Praxis von Kampfkunst und Kampfsport aus?
- Inwiefern zeigen sich gesellschaftliche und/oder politische Semantiken in künstlerischen und medialen kampfkunst-spezifischen Praxen?
- Welche pädagogischen Ansätze zur Anwendung von Kampfkunst und Kampfsport existieren, welchen konzeptuellen Einflüssen unterliegen sie und im Kontext welcher Anwendungsgebiete werden diese umgesetzt?
- Welche historischen oder gegenwärtigen Beispiele für die politische Vereinnahmung oder Instrumentalisierung gibt es und welche Ideologien, Strukturen und Ästhetiken werden hier verkörpert?
Wir ermutigen besonders Einreichungen, die sich auf diese Themenkomplexe beziehen. Davon abweichende Beiträge sind jedoch ebenfalls willkommen.
Beitragsformate
- Kurzvorträge in deutscher oder englischer Sprache: 20 Minuten Präsentation, gefolgt von einer 10-minütigen Diskussion.
- raktische Workshops: 45 Minuten Praxisanleitung, gefolgt von einer 15-minütigen Reflexion.
Einreichungsformat und -prozess
Wir bitten um die Einreichung von Abstracts im Umfang von ca. 250 Wörtern mit zusätzlichen kurzen Informationen zu den Vortragenden und 5 Keywords (CfP, PDF).
Die Einreichung von Beiträgen kann bis zum 20. Dezember 2024 erfolgen. Die Benachrichtigung über die Annahme erfolgt bis zum 17. Januar 2025. Die Einreichung erfolgt unter: martin.minarik[at]uni-goettingen.de.
Kontakte
Dr. Martin Minarik
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Sozialwissenschaften,
Institut für Sportwissenschaften
Sprangerweg 2
37075 Göttingen
E-Mail: martin.minarik@uni-goettingen.de
Tel. +49 (0)551 39 25699
Dinah Kretschmer, M. Sc.
Universität Bayreuth
BaySpo – Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft
E-Mail: Dinah.Kretschmer@uni-bayreuth.de