Erklärung des dvs-Präsidiums
Das Präsidium der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft hat auf seiner Sitzung am 3. Juli 2008 in Frankfurt am Main zu den Behauptungen von Prof. Dr. Arnd Krüger (Göttingen) zum Attentat auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972 eine Erklärung abgegeben.
Den Wortlaut der Erklärung des dvs-Präsidiums vom 3. Juli 2008 finden Sie nachfolgend oder können ihn als PDF-Datei hier herunterladen.
dvs-Präsident Bernd Strauß sagte dazu am 4. Juli: "Das Präsidium distanziert sich ausdrücklich von den völlig inakzeptablen Behauptungen und Aussagen von Prof. Dr. Arnd Krüger. Wir bedauern zutiefst, dass Prof. Dr. Arnd Krüger die Gefühle des jüdischen Volkes und der Angehörigen der ermordeten israelischen Sportler verletzt hat. Die Behauptungen und Aussagen von Prof. Dr. Arnd Krüger können als antisemitische Positionen verstanden werden. Antisemitismus und Rassismus haben keinen Platz in der dvs.
Nachdem dem dvs-Präsidium der Vorgang in der letzten Woche bekannt gemacht wurde, setzte unmittelbar danach die notwendige intensive Prüfung ein. Dazu gehören selbstverständlich das Einholen weiterer Informationen und Stellungnahmen von Beteiligten, der Austausch mit beteiligten Institutionen, wie auch die umfängliche Information der Öffentlichkeit.
Es geht bei allen diesen Maßnahmen darum, eine nach allen Gesichtspunkten angemessene Erklärung und Entscheidung des Präsidiums vorzubereiten. Dies muss natürlich zeitnah nach dem Bekanntwerden des Vorgangs erfolgen, gleichzeitig hat es aber bei der Schwere des Vorgangs sorgfältig zu geschehen. Darauf haben alle Beteiligten einen Anspruch. Für Erklärungen und Entscheidungen des Präsidiums der dvs war es daher unabdingbar, dass weitere Unterlagen, Informationen und Stellungnahmen eingeholt werden, damit sich das Präsidium ein eigenes Bild machen konnte.
Das dvs-Präsidium hat gestern, in seiner Sitzung am 3. Juli 2008, die dahin vorliegenden Unterlagen, Stellungnahmen und Informationen bewertet und einstimmig die Entscheidung getroffen, dass die Voraussetzungen für die Einleitung eines Verfahrens zum Ausschluss von Prof. Dr. Arnd Krüger aus der dvs gegeben sind. Die nach unserer Satzung erforderliche Anhörung von Prof. Krüger wird das Präsidium unter Einbeziehung des Ethik-Rats der dvs durchführen. Zurzeit wird der Termin der Anhörung, die in den nächsten Tagen stattfinden soll, zwischen dvs-Präsidium, Ethik-Rat und Prof. Dr. Arnd Krüger abgestimmt und vorbereitet."
Eine Dokumentation des Vorgangs und der Medienberichterstattung finden Sie hier.
Ergänzung vom 17. Juli 2008:
Das Präsidium der dvs hat unter Beteiligung des Ethik-Rats Prof. Dr. Arnd Krüger am heutigen Donnerstag in Frankfurt am Main angehört. In der knapp dreistündigen Anhörung nahm Prof. Krüger Stellung zu der Kritik an den von ihm geäußerten Behauptungen zum Attentat auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972 in München. Das Präsidium der dvs hat die heutige Anhörung im Rahmen eines Verfahrens zum Ausschluss (gemäß § 4 der dvs-Satzung) von Prof. Dr. Arnd Krüger aus der dvs durchgeführt. Eine Entscheidung wird in einer für den 9. September 2008 terminierten Präsidiumssitzung gefüllt.
Erklärung des Präsidiums der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft e.V. (dvs) zu den Behauptungen von Prof. Dr. Arnd Krüger (Universität Göttingen) zum Attentat auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972
Das Präsidium der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) distanziert sich ausdrücklich von den völlig inakzeptablen Behauptungen und Aussagen von Prof. Dr. Arnd Krüger zum Attentat auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972 (siehe dazu: hier).
Das Präsidium der dvs bedauert es zutiefst, dass Prof. Dr. Arnd Krüger, ein erfahrener Hochschullehrer und Mitglied der dvs, die Gefühle des jüdischen Volkes und der Angehörigen der ermordeten israelischen Sportler verletzt hat. Die Behauptungen und Aussagen von Prof. Dr. Arnd Krüger können als antisemitische Positionen verstanden werden. Antisemitismus und Rassismus haben keinen Platz in der dvs. Das Präsidium der dvs stuft die Äußerungen von Prof. Dr. Arnd Krüger und die Reaktionen darauf als überaus ernstzunehmenden und schwerwiegenden Vorgang ein.
Aus Sicht einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft stellt die dvs darüber hinaus fest, dass die von Prof. Dr. Arnd Krüger getätigten Aussagen spekulativ und wissenschaftlich gehaltlos sind. Er hat keinerlei Belege für seine abstrusen Behauptungen erbringen können. Wesentlicher Kern von Wissenschaft sind die Belegbarkeit und Nachprüfbarkeit von Hypothesen und Theorien, erst dann wird ein wissenschaftlicher Diskurs möglich. Die eigene Zeitzeugenschaft und Hörensagen machen aus einer Behauptung keine wissenschaftliche Aussage. Die unmittelbar nach dem Vortrag erfolgte Missbilligung der Aussagen Prof. Dr. Arnd Krügers durch die Mitglieder der dvs-Sektion Sportgeschichte und der Beschluss, die Schriftfassung des Vortrags nicht im Tagungsband zu veröffentlichen, verdeutlichen dies.
Das Präsidium der dvs ist der Auffassung, dass die von Prof. Dr. Arnd Krüger geäußerten Behauptungen dem Ansehen der Sportwissenschaft und dem der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft schaden. Das Präsidium der dvs sieht daher die Voraussetzungen für die Einleitung eines Verfahrens zum Ausschluss von Prof. Dr. Arnd Krüger aus der dvs als gegeben an. Satzungsgemäß (gemäß § 4 der dvs-Satzung) ist vor einer Beschlussfassung durch das Präsidium das betreffende Mitglied anzuhören. Diese Anhörung wird das Präsidium zeitnah unter Einbeziehung des Ethik-Rats der dvs durchführen.
Das Präsidium der dvs nimmt die von Prof. Dr. Arnd Krüger am heutigen Tag abgegebene Erklärung zur Kenntnis, seine Behauptungen endlich zurückzuziehen und sich für die Äußerungen zu entschuldigen.
Frankfurt am Main, den 3. Juli 2008
Das Präsidium der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft e.V. (dvs)
Prof. Dr. Bernd Strauß, Universität Münster, Präsident
Prof. Dr. Oliver Höner, Universität Tübingen, Vizepräsident Nachwuchsförderung
Prof. Dr. Andreas Hohmann, Universität Bayreuth, Vizepräsident Leistungssport
PD Dr. Christoph Igel, Universität des Saarlandes, Vizepräsident Medien & Technologie
Dr. Maike Tietjens, Universität Münster, Vizepräsidentin Finanzen
Prof. Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich, Universität Bayreuth, Vizepräsidentin Bildung & Gesundheit