Intersektionale Analysen in Handlungsfeldern des Sports
Jahrestagung der dvs-Kommission Geschlechterforschung
30. September bis 2. Oktober 2015 in Mainz (im Rahmen des dvs-Hochschultages 2015)
Der Begriff ‚Intersektionalität‘ bezieht sich auf historisch gewachsene Macht- und Herrschaftsverhältnisse und die mit ihnen verbundenen sozialen Ungleichheiten wie Geschlechtszugehörigkeit, Sexualität/Heteronormativität, Race/Ethnizität/Nation, Behinderung oder soziales Milieu, die nicht als einzelne Kategorien konzeptualisiert, sondern in ihren ‚Verwobenheiten‘ oder ‚Überkreuzungen‘ (intersections) analysiert werden sollen. Damit geht es nicht allein um die gleichzeitige Berücksichtigung mehrerer sozialer Kategorien, sondern um die Analyse sozialer Ungleichheiten in ihren Wechselwirkungen.
Soziale Ungleichheiten haben Platzanweiserfunktion und strukturieren fundamental die Lebenschancen von Individuen. Z. B. bestimmen sie Wahrscheinlichkeiten des Bildungserfolgs, regulieren den Zugang zu bezahlter Erwerbstätigkeit bzw. zu bestimmten Segmenten des Arbeitsmarktes (vgl. Walgenbach, 2014) und die Teilhabe am Sport.
Um nun soziale Ungleichheiten in Handlungsfeldern des Sports aufzuzeigen, müssen die Kategorien hinsichtlich ihrer strukturierenden Bedeutung für das soziale Feld, z. B. ‚Schulsport‘ befragt werden und daraufhin, ob und auf welchen Ebenen sie ihre Wirksamkeit entfalten, z. B. auf der gesellschaftlichen, institutionellen oder interaktionellen Ebene.
Eine Möglichkeit ist, die körperlichen Praktiken ins Zentrum der intersektionalen Analyse zu stellen: Welche Kategorien werden in den Praktiken oder durch die Akteur/innen aktualisiert? Welche Nor-men, Leitbilder und Deutungsmuster sind in den Praktiken (unbewusst) wirksam? In welche strukturellen Zusammenhänge/Machtverhältnisse ist ihr Handeln eingebunden? (Winker & Degele, 2009).
Im Rahmen dieses Arbeitskreises wollen wir den (inter-)nationalen Erkenntnis- und Diskussionsstand zu intersektionalen Analysen in den Handlungsfeldern des Sports sichtbar machen und Implikationen einer intersektionalen Analyse methodologisch reflektieren.
Literatur
Walgenbach, K. (2014). Heterogenität – Intersektionalität –Diversity in der Erziehungswissenschaft. Opaden & Toronto: Verlag Barbara Budrich.
Winker, G. & Degele, N. (2009). Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: transcript Verlag.
Kontakt
Prof. Dr. Gabriele Sobiech
Pädagogische Hochschule Freiburg
Fak.1 - Institut für Soziologie
Arbeitsbereiche Sportsoziologie & Gender Studies
Hochschulsportzentrum
Schwarzwaldstr. 175
79117 Freiburg
Tel.: (0761) 682-708 oder (0761) 682-700
E-Mail: sobiech[at]ph-freiburg.de
Prof. Dr. Petra Gieß-Stüber
Universität Freiburg
Institut für Sport und Sportwissenschaft
Schwarzwaldstr. 175
79117 Freiburg i. Br.
Tel.: (0761) 203-4526
Fax: (0761) 203-4534
E-Mail: petra.giess-stueber[at]sport.uni-freiburg.de
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