Rückblicke: "Effektgesteuerte Handlungskontrolle beim Bewegungslernen – Wie sag‘ ich’s meinem Kinde"
Zwei Perspektiven auf den Expertenworkshop "Effektgesteuerte Handlungskontrolle beim Bewegungslernen – Wie sag‘ ich’s meinem Kinde", der vom 07.-09. September 2012 in Kassel stattgefunden hat.
1) Rouwen Cañal-Bruland, Referentensicht: "Klein, aber fein!"
Vom 7.-9. September 2012 fand in der Reinhardswaldschule in Fuldatal der Expertenworkshop ‚Effektgesteuerte Handlungskontrolle beim Bewegungslernen – Wie sag‘ ich’s meinem Kinde‘ statt. Dieser Expertenworkshop war von Prof. Dr. Armin Kibele (Uni Kassel) und Prof. Dr. Matthias Weigelt (Uni Paderborn) gemeinsam mit ihren jeweiligen Teams organisiert und ausgerichtet worden.
Den Ausrichtern gebührt ein groβes Lob, und zwar aus vielfältigen Gründen:
Erstens ist es gelungen, acht etablierte Referent(inn)en mit sehr heterogenen Hintergründen und Forschungszugängen (Neurowissenschaften, Kognitionspsychologie, Entwicklungspsychologie sowie Sport- und Bewegungswissenschaften) und daher inspirierenden Sichtweisen zum Tagungsthema für die Veranstaltung zu gewinnen. Wenngleich Fuldatal im Herzen Deutschlands liegt, war das Teilnehmerfeld mit Beitragenden aus England, den Niederlanden und Deutschland international besetzt.
Zweitens richtete sich der Workshop an Doktorand(inn)en und Postdoktorand(inn)en, die zum einen eigene Forschungsprojekte als Poster präsentierten und zum anderen die Gelegenheit hatten, sich aktiv an den sich an die Impulsvorträge anschlieβenden Diskussionen zu beteiligen. Dies war aus meiner Sicht eines der wesentlichen Ziele des Workshops und ist in hohem Maβe gelungen. Denn aufgrund der offenen und diskussionsfreudigen Atmosphäre erstreckten sich die Diskussionen und Kontaktmöglichkeiten weit über den Tagungsraum hinaus. Das heiβt, dass sich vor allem während des ausgezeichnet organisierten sozialen Programms, das zum Beispiel eine idyllische Bootsfahrt mit Live-Musik zur 13. Documenta in Kassel beinhaltete, zahlreiche Gelegenheiten boten, um aus Doktorandensicht den Referenten nochmal inhaltlich auf den Zahn zu fühlen oder diesen persönliche Fragen zum Beispiel bzgl. der Karrieremöglichkeiten von Nachwuchswissenschaftlern zu stellen. Aus Referentensicht gab dies gleichzeitig die Möglichkeit, den wissenschaftlichen Nachwuchs und einen Teil ihrer Arbeit kennenzulernen und einen Einblick in deren vielschichtige Fragen und Sorgen zu bekommen. Es war erfrischend zu sehen und zu hören, mit wie viel Elan und Freude die teilnehmenden Doktorand(inn)en und Postdoktorand(inn)en ihre Forschungsprojekte angehen.
Drittens hat sich das Tagungsteam hervorragend um die Referent(inn)en ebenso wie um alle anderen Teilnehmer(innen) gekümmert. So erhielt zum Beispiel jede(r) Referent(in) als Dankeschön ein Tagungs-T-Shirt mit dem Vermerk ‚Speaker‘. Und soweit ich mich erinnern kann, haben beinahe alle Vortragenden diese T-Shirts gerne - nicht nur zu ihren jeweiligen Vorträgen - getragen. Außerdem wurde ein Shuttle-Service bis spät in die Nacht angeboten, I-Pads (leihweise!) für jeden Teilnehmer organisiert, um sich auf der Documenta nicht zu verlieren, und man bekam auch zu den Kaffee-Pausen stets ein freundliches Lächeln geschenkt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Vielen lieben Dank!
Abschlieβend – und in Anlehnung an den gewählten Titel – möchte ich hervorheben, dass die familiäre Atmosphäre auch aufgrund der angenehmenen Gröβe des Teilnehmerfelds entstehen konnte (ca. 40 Teilnehmer). Wenn ich allerdings nun die Hoffnung ausspreche, dass sich Armin Kibele und Matthias Weigelt überlegen mögen, den Expertenworkshop vielleicht in Anlehnung an die Documenta zu einer festen Institution der dvs-Sektion Sportmotorik werden zu lassen, dann hoffe ich (auch) für die Veranstalter, dass sich beim nächsten Mal der eine oder andere Experte, oder sich auf dem Weg zum Experten Befindliche, zu einer Teilnahme entscheide, so dass wir gemeinsam den Teilnehmerkreis erweitern. Es lohnt sich!
2) Daniela Kröger, Nachwuchsteilnehmerin: "Effektgesteuerte Handlungskontrolle beim Bewegungslernen – Wie sag' ich's meinem Kinde?"
Am Freitag, 7. September 2012, versammelten sich rund 40 Wissenschaftler von insgesamt 18 Universitäten aus dem deutschen und europäischen Raum im hessischen Fuldatal/Kassel zu dem dreitätigen Expertenworkshop „Effektgesteuerte Handlungskontrolle beim Bewegungslernen - Wie sag' ich's meinem Kinde?". Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von dem Arbeitsbereich Training und Bewegung des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Kassel, Prof. Dr. Armin Kibele, sowie dem Arbeitsbereich Sportpsychologie des Departments Sport & Gesundheit der Universität Pa-derborn, Prof. Dr. Matthias Weigelt.
In 45-minütigen Impulsvorträgen stellten acht Experten aus der Kognitionspsychologie sowie der sportwissenschaftlichen Motorikforschung ihre Forschungsergebnisse zum übergeordneten Themenbereich effektive Gestaltung von Instruktionen und Umgebungsbedingungen für das Bewegungslernen vor.
Nach einleitenden Worten von Prof. Dr. Armin Kibele hielt Claudia Classen (Universität Kassel) am Freitagnachmittag den ersten Vortrag mit dem Thema "Die visuelle Wahrnehmung von Richtung und Geschwindigkeit verschiedener Bewegungsmuster beeinflusst die menschliche Performanz".
Anschließend brachte Prof. Dr. med. Michael Nitsche (Universität Göttingen) die "Relevanz der Neuroplastizität für das Bewegungslernen beim Menschen: Erkenntnisse durch nicht-invasive Hirnstimulation" näher.
Prof. Dr. Gisa Aschersleben (Universität des Saarlands) schloss den formellen Teil des Tages mit dem Vortrag „Handlungseffekte bei der Wahrnehmung und Kontrolle von Handlungen bei Kindern".
Am Samstagmorgen stellten Patric Bach (Plymouth University) und Dr. Rouwen Cañal-Bruland (Universität Amsterdam) ihre Erkenntnisse bezüglich der "Effektorabhängigkeit bei der Handlungswahrnehmung und beim mentalen Training" sowie "Zur möglichen Bedeutung handlungsspezifischer Wahrnehmungseffekte für das Bewegungslernen" vor.
Am Sonntag hielt Prof. Dr. Bernhard Hommel (Universität Leiden) einen Vortrag mit dem Titel "Learning by doing: explizite und implizite Prozesse beim Bewegungslernen".
Im Anschluss brachte Prof. Dr. Andrea Kiesel (Universität Würzburg) näher, welche Bedeutung die "Zeit in Handlungskontexten" einnimmt.
Mit dem Vortrag "Auditive Information für die Optimierung der multisensorischen Verhaltensregulation" schloss Prof. Dr. Alfred Effenberg (Universität Hannover) die Reihe der Impulsvorträge.
In den angeschlossenen Diskussionen fand ein reger Austausch zwischen den Wissenschaftlern/innen statt, bei denen auch durch die interdisziplinäre Ausrichtung der Veranstaltung neue Impulse und weiterführende Forschungsfragen entwickelt wurden.
Darüber hinaus hatten gerade die Nachwuchswissenschaftler/ innen in einer Postersession die Möglichkeit, aktuelle Forschungsergebnisse zu laufenden und abgeschlossenen Projekten mit den etablierten Experten zu diskutieren.
Ein besonderes Erlebnis war der gemeinsame Besuch der zeitgenössischen Kunstausstellung Documenta 13 in Kassel, auf die mit einer Fulda-Bootsfahrt eingestimmt wurde. Die direkte Kombination von Wissenschaft und Kunst bot zusätzliche Anregungen und unterstützte die angenehme Atmosphäre des Expertenworkshops um eine weitere kreative Facette.
Aus meiner Sicht war es ein sehr gelungener Workshop, der informative Vorträge und viele Gelegenheiten zu einem intensiven gegenseitigen Austausch in der idyllisch gelegenen Reinhardswaldschule bot.
Daniela Kröger, Institut für Sportwissenschaft, AB „Sport und Bewegung/Training“, Universität Hannover.