Sportwissenschaft betont gesellschaftliche Verantwortung
Beim Nationalen Sportkongress in Kiel informierten sich über 600 Teilnehmende über neueste Forschung
Das Thema Sport berührt nahezu alle Bereiche der Gesellschaft – ebenso breit aufgestellt präsentierte sich die Sportwissenschaft beim dreitägigen Sportwissenschaftlichen Hochschultag der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), der am 31. März 2022 zu Ende ging. Erstmals in seiner Geschichte hat der dvs-Hochschultages, die Rolle der Sportwissenschaft in Bezug auf ihre gesellschaftliche Verantwortung thematisiert. Pandemiebedingt richtete das Institut für Sportwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) den Kongress mit 630 Teilnehmenden im Onlineformat aus.
„In den insgesamt über 100 Veranstaltungen in informationsstarken Vorträgen, Arbeitskreisen, Workshops und Poster-Sessions gab es viel frischen Wind – vor allem in der Frage der gesellschaftlichen Verantwortung, die der Sport und die Sportwissenschaft tragen“, sagte Professor Manfred Wegner, Leiter des Organisationskomitees. Das Motto des 25. Sportwissenschaftlichen Hochschultages lautete: „Sport, Meer & Mehr – Sportwissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung“. „Die Bedeutung gesellschaftlicher Themen spiegelt sich auch in den vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten wissenschaftlichen Projekten wider. So forschen die unterschiedlichen Arbeitsgruppen auch zu Themen wie sexualisierter Gewalt, Auswirkungen von Corona, Dopingpräventionsmaßnahmen oder gesunden, nachhaltigen Gestaltung von Sporträumen“, ergänzt Professor Wegner. Neben diesen aktuellen, gesellschaftlichen Themen sei die positive Strahlkraft des Sports trotzdem im Mittelpunkt geblieben.
Zwei Jahre Vorbereitung steckten in dem Kongress: Eingebettet in das dreitägige Programm waren sieben Blöcke mit 60 Arbeitskreisen, zahlreiche Workshops und zwei Poster-Sessions, in denen 120 Nachwuchsforschende wissenschaftliche Arbeiten in Kurzform vorstellten. Der Deutsche Hochschultag gilt als größter Sportkongress bundesweit und findet alle zwei Jahre statt.
Sport in der Pandemie
Die enorme Bandbreite der Sportwissenschaft zeigten bereits die fünf vielbeachteten Hauptvorträge: Sie reichte von sexualisierter Gewalt im Sport bis hin zur Frage, was Sport mit Klimaschutz zu tun hat. Brisante gesellschaftliche Fragen zu sexualisierter Gewalt im Sport griff Professorin Sabine Andresen auf: Es gehe dabei um die Aufarbeitung von vergangenem Unrecht und um den Schutz von Kindern und Jugendlichen hier und heute im Sport. Verantwortung tragen Vorstände, Trainer und Übungsgruppenleitende – sowohl im Spitzen- als auch im Breitensport, sagte die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (Berlin). „Bislang sind Bemühungen um gesellschaftliche Aufarbeitung sexueller Gewalt im Sport keineswegs selbstverständlich. Generell ist Aufarbeitung umstritten, sie wird von Widerständen begleitet und geht mit Kontroversen einher“.
Klimaforscher fordert Null-Energie Stadien
Wie hochpolitisch Sport sein könne, zeigte auch der bundesweit bekannte Kieler Klimaforscher Professor Mojib Latif am aktuellen Beispiel der Winterolympiade in Peking auf und fragte: „Macht es Sinn, für die Ausrichtung der Spiele eine enorme Zerstörung der Natur in Kauf zu nehmen und unnütz Wasser und Energie zu vergeuden, um Kunstschnee zu erzeugen?“ Enormen Nachholbedarf verortete der Wissenschaftler auch vor der eigenen Haustür: „Warum gibt es hierzulande keine Null-Energie-Stadien?“ Sport trage eine große gesellschaftliche Verantwortung. Er sollte eine Vorbildfunktion einnehmen, Werte leben und vermitteln, betonte Mojib Latif.
Wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der sportwissenschaftlichen Hochschulbildung gelingen kann, legte die mit dem Wissenschaftspreis des Deutschen Sportbundes ausgezeichnete Forscherin Dr. Julia Lohmann dar. Auch das Thema Corona und welche Auswirkungen die Lockdowns auf Grundschulkinder haben, stand im Fokus des Kongresses: Der Sportpsychologe Professor Ralf Brand zeigte, dass durch den Ausfall des Sportunterrichts die Bewegungskompetenzen von Grundschulkindern abgenommen haben. Noch stehe allerdings nicht fest, ob es sich um eine „Delle“ handele, die sich ausgleichen lasse oder um einen „Knick“ mit länger anhaltenden negativen Wirkungen.
Die zahlreichen virtuellen Formate des Kongresses haben lebendige Diskussionen ermöglicht, berichtete Organisationsleiter Manfred Wegner. „Es ging auch um die Frage, ob sich die Sportwissenschaft in gesellschaftlichen Debatten stärker einbringen sollte. Ich glaube, ihre Stimme sollte lauter werden sowohl aus generell politischer als auch speziell sportpolitischer Sicht.“
Autor: Joachim Welding,
Quelle: 08.04.2022, Stabsstelle Presse, Kommunikation und Marketing der Kieler Universität, Sachgebiet Presse, Digitale und Wissenschaftskommunikation, https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/052-nationaler-sportkongress-nachbericht?s=09#
In einer Woche ist es endlich soweit – der 25. Sportwissenschaftliche Hochschultag startet. Wir dürfen uns auf über 550 Teilnehmer*innen freuen, die ein Tagungsprogramm geboten bekommen mit 5 sehr interessante Hauptvorträge, 7 Zeitfenstern mit über 50 Arbeitskreisen, 2 Sessions für 120 Poster, zudem noch 8 Workshops, das Dialogforum von dvs und DOSB sowie die Verleihungen von Nachwuchspreisen.
Der 25. dvs-Hochschultag wird über die Tagungsplattform von Whova veranstaltet. Dazu müssen alle Teilnehmenden sich die Whova-App kostenfrei herunterladen und können anschließend über die App oder einen Browser dem Kongress problemlos folgen. Die Hauptvorträge und Arbeitskreise werden über Zoom-Sessions angeboten, in den Pausen und bei den Poster-Sessions wird das System von Wonder.me genutzt. Bei diesem Mal ist auch der Abstractband in digitaler Form zu erhalten.
Am 29.03. findet um 19.30 Uhr die dvs-Mitgliederversammlung statt, wo wir uns auch darauf freuen, 5 Personen die Goldene Ehrennadel der dvs zu verleihen.
Wer sich noch nicht angemeldet hat, ist jederzeit eingeladen, dies noch bis zum 29. März zu machen – alle Details finden Sie auch unter www.dvs2022.de
Unter dem Motto „Sport, Mehr & Meer – Sportwissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung“ richtet das Institut für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel den 25. Sportwissenschaftlichen Hochschultag der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) aus.
Leider sind alle Bemühungen eine Präsenzveranstaltung zu realisieren nicht geglückt. Das OK-Team unter Leitung von Prof. Dr. Manfred Wegner sowie das dvs-Präsidium haben bis zum jetzigen Zeitpunkt (07.02.2022) dafür gekämpft, dass der Jubiläums-Hochschultag in Kiel in Präsenz, in gewohnter und gewünschter Form, stattfinden kann. Doch leider ist die Corona-Pandemie weiterhin allgegenwärtig und die Auflagen die Schutzmaßnahmen, um Corona-Infektion auszuschließen bzw. zu verringern, sind aktuell nicht mit der Landesverordnung Schleswig-Holstein und der Gastgeberin Christian-Albrechts Universität zu Kiel umzusetzen. Daher musste die Entscheidung getroffen werden, den 25. dvs-Hochschultag virtuell durchzuführen. Die Details werden derzeit besprochen und demnächst werden wir dazu weitere Informationen mitteilen.
Tagungsprogramm
Einen ersten Vorgeschmack auf das Tagungsprogramm finden Sie hier: https://dvs2022.de/content.php?cont=1042
Es erwarten Sie 7 Arbeitskreis-Slots mit insgesamt mehr als 50 Arbeitskreisen, 120 Poster, Fortbildungsangebot zur „Digitalen Lehre“ und vieles mehr.
Das Thema ist zugleich Programm. Es spiegelt die räumliche Nähe zum Meer wider, was der Kieler Universität ein besonders Gesicht verleiht, andererseits wird noch viel mehr geboten in Zeiten der gesellschaftlichen Herausforderungen von Klimawandel und einer weltweiten Pandemie. Weitere Schwerpunktthemen umfassen die Aspekte Sexualisierte Gewalt im Sport, Bewegungskompetenzen, Sport und Nachhaltigkeit und Digitale Angebote im Sport.
Als Keynotes werden Prof'in. Dr. Sabine Andresen (Frankfurt), Prof. Dr. Ralf Brand (Potsdam), Prof. Dr. Mojib Latif (Kiel), Dr'in. Julia Lohmann (Augsburg) und Prof. Dr. Dr. Klaus Willimczik erwartet. Darüber hinaus wird es wieder ein Fortbildungsangebot („Digitale Lehre“), ein dvs-DOSB-Dialogforum, die Endrunde des dvs-Nachwuchspreises, Post-Doc-Vorlesung und viele weitere attraktive Programmpunkte geben.
Wir stellen die Keynote-Speaker*innen des 25. dvs-Hochschultages vor: Den Anfang macht Prof. Dr. Dr. Klaus Willimczik mit seinem Vortrag „Auf der Suche nach Identität – Fakten und Gedanken zu einer Ideengeschichte der dvs“. Der zweite Keynote-Abstract zum dvs-Hochschultag kommt von Dr.in Julia Lohmann (Augsburg) mit ihrem Vortrag „Bildung für nachhaltige Entwicklung und Sport – eine Seilschaft für die Zukunft?“. Prof. Dr. Ralf Brand referiert in seinem Hauptvortrag über das Thema „Sportwissenschaft und Corona“. Prof.in Dr. Sabine Andresen (Goethe Universität Frankfurt) lädt die Teilnehmerr*innen zu ihrem Vortrag „Aufarbeitung sexueller Gewalt im Sport. Verantwortungsübernahme und Anerkennung“ nach Kiel ein. Prof. Dr. Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) wird in seinem Vortrag unter dem Titel „Sport und Klima“ darauf eingehen, welche Beiträge der Sport und damit auch die Sportwissenschaft zum Klimaschutz leisten kann.
An der 1665 gegründeten Christian-Albrechts-Universität zu Kiel arbeiten und studieren etwa 3.300 Mitarbeiter*innen und knapp 28.000 Studierende verteilt auf acht Fakultäten. Zwei der selbstauferlegten dynamischen Forschungsschwerpunkte sind die Meereswissenschaften sowie Gesellschaft, Umwelt und Kultur im Wandel. Dies spiegelt sich auch im Motto des 25. Sportwissenschaftlichen Hochschultages wider: Sport, Meer und Mehr – Sportwissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung.
Das Institut für Sportwissenschaft liegt mit seinen Sportanlagen mitten im Universitätscampus. Die hier angebotenen Studiengänge qualifizieren sowohl für das Lehramt als auch mit dem Studienprofil „Sportentwicklung und Gesundheit“ für außerschulische Arbeitsfelder. Sportpraxis und -theorie sind eng miteinander verflochten und berufsfeldbezogen ausgerichtet. Die Lehr- und Forschungsstätten unter einem Dach sowie das maritime Flair der Hafenstadt Kiel bieten ein ideales Umfeld und hervorragende Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre.
Wir freuen uns auf zahlreiche Einreichungen und einen erfolgreichen Hochschultag!
Ihr Wissenschaftliches Komitee
www.dvs2022.de