Der Münsteraner Sportwissenschaftler Prof. Dr. Winfried Joch hat am Montag, dem 17. Februar 2025, sein 90. Lebensjahr vollendet. Er zählt damit zu den ältesten Sportwissenschaftlern in Deutschland und gehört zur Gründungsgeneration der modernen Sportwissenschaft seit den Anfängen in den 1970er Jahren. Damals war es noch üblich war, dass Hochschullehrer mehrere Teilgebiete in Lehre und Forschung in unserer jungen Wissenschaft abdeckten. Für Winfried Joch sind das seither die Trainingswissenschaft, die Sportpädagogik und die Sportgeschichte – ganz davon abgesehen, dass der ehemalige Stabhochspringer und langjährige Lehrwart des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) Joch auch als Professor in der Leichtathletik weiterhin fachpraktisch lehrte, was damals ebenso für viele „Sport-Profs“ nahezu selbstverständlich war.
Winfried Joch wurde in Salmünster im Main-Kinzig-Kreis geboren und studierte von 1956 bis 1962 an den Universitäten Frankfurt und Marburg die Fächer Deutsch, Geschichte und Sport. Als aktiver Leichtathlet startete Joch u.a. für den VfL Hadamar, später für den SSC Südwest Berlin und zuletzt für den VfR 1919 Limburg. In seiner Spezialdisziplin Stabhochsprung erzielte er 1969 eine persönliche Bestleistung von genau 4 m.
Nach dem Ersten (Marburg 1962) und dem Zweiten Staatsexamen (Wiesbaden 1964) für das Lehramt wurde er zunächst Wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Dr. Friedrich Fetz am Institut für Leibesübungen an der Uni Frankfurt. Dort hatte Joch von 1966 bis 1970 ein Zweitstudium in Pädagogik absolviert und mit einer Arbeit über „Die Theorie einer Politischen Pädagogik. Alfred Bauemlers Beitrag zur Pädagogik im Nationalsozialismus“ promoviert. Im Jahre 1972 wechselte er an das Seminar für Leibesübungen der Pädagogischen Hochschule (PH) nach Berlin (Lankwitz) und wurde dort 1976 auf eine ordentliche Professur in Sportwissenschaft berufen. An der PH Berlin war er u.a. Kollege des Sportdidaktikers und späteren Handball-Bundestrainer Prof. Horst Käsler (1926-1987).
Im Jahre 1980 wurde die PH Berlin jedoch aufgelöst und in die Freie Universität Berlin integriert. Joch erhielt eine Professur am dortigen Institut für Sportwissenschaft, wurde aber schon im Jahre 1982 an die Gesamthochschule Siegen berufen, wo jedoch kurze Zeit später die Lehrerbildung im Fach Sport eingestellt wurde, so dass Joch 1991 mit seinem Lehrstuhl an die Westfälische Wilhelms Universität Münster versetzt wurde. Hier war er u.a. Direktor des Instituts für Bewegungswissenschaften, mehrfach Dekan und Prodekan des Fachbereichs Sportwissenschaft und später auch Dekan des neu strukturierten Fachbereichs Psychologie und Spotwissenschaft. Im Jahre 2000 wurde Winfried Joch nach Erreichen der Altersgrenze emeritiert, ist aber bis heute weiterhin der Sportwissenschaft aktiv verbunden, um sich Forschungsaktivitäten zu widmen – sei es mit Themen in der Sportgeschichte bzw. speziell in der Leichtathletik, die seine große Leidenschaft stets geblieben ist.
Zu seinen jüngsten Publikationen (zusammen mit K. Wilhelm Köster) gehört jenes Buch über den Mitbegründer des DLV, „Dr. Max Danz – eine biografische Skizze“ aus dem Jahre 2017 sowie über „Die deutsche Nachkriegsleichtathletik“ aus dem Jahre 2021. Winfried Joch war über mehrere Jahrzehnte Mitglied in der dvs. Der DLV hat die Verdienste von Winfried Joch mit der DLV-Nadel in Silber und Gold gewürdigt; im Jahre 1996 war Joch Carl-Diem-Schildträger.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann