Das dvs-Präsidium gratuliert Prof. Dr. Jürgen Dieckert zu seinem 85. Geburtstag herzlichst. Dieckert ist Mitglied der ersten Stunde und der dvs sowie dem Fach Sportwissenschaft bis heute noch treu und aktiv geblieben. Unter anderem war Professor Dieckert aktiv an der Gründung der dvs-Kommission Gerätturnen beteiligt.
Der Sportwissenschaftler und Ehrenpräsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), Prof. Dr. Jürgen Dieckert, wird am 10. Juni 85 Jahre alt. Der in Gumbinnen (Ostpreußen) geborene Jürgen Dieckert wuchs in Hannover auf und war nach dem Studium in Göttingen zunächst Assistent und Akademischer Rat an Institut für Leibeserziehung der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, wo er mit einer Arbeit über „Die Turnerjugendbewegung. Ein Beitrag zur Erziehungsgeschichte der außerschulischen Jugenderziehung während der Weimarer Republik“ im Jahre 1968 promoviert wurde. Noch im gleichen Jahr erhielt er einen Ruf an die Abteilung Oldenburg der (damaligen) Pädagogischen Hochschule Niedersachsen.
Nach der Umwandlung in die 1974 gegründete Carl von Ossietzky Universität Oldenburg baute er am dortigen Institut für Sportwissenschaft eine Forschungsstelle für den Freizeit- und Breitensport auf und ließ hier modellhaft für die Bundesrepublik hochschulische Sportanlagen nach modernster Sport-Architektur erbauen. Von 1980 bis 1983 war Dieckert Gastprofessor an der Universiade Federal de Santa Maria in Brasilien, auch um dort die Sportwissenschaft als universitäre Disziplin aufzubauen. In den Jahren 1988 bis 1992 unternahm er in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt Forschungsreisen zu den Canela-Indianern in Brasilien, wo er deren Spiel- und Bewegungskultur erkundete. Für sein akademisches Wirken in Brasilien erhielt Dieckert später den Titel eines Professors honoris causa der Universität Salvador da Bahia. Im Jahre 2003 wurde Jürgen Dieckert nach 35 Dienstjahren emeritiert, blieb aber der Sportwissenschaft weiterhin verbunden – beispielsweise 2009 mit der Erstellung eines 250-seitigen Sportentwicklungsplanes für die Stadt Oldenburg, in dem Dieckert in der Praxis umsetzbare Leitlinien für die kommunale Sportförderung formulierte.
Der Sportpädagoge Jürgen Dieckert verfügt über eine beispiellose Karriere als Turner und Turnfunktionär: Im Jahre 1956 war er selbst Deutscher Juniorenmeister im Deutschen Zwölfkampf, fungierte u.a. von 1962 bis 1966 als Bundesjugendwart des DTB, war von 1990 bis 2000 DTB-Präsident und wurde danach für seine großen Verdienste in der Turnbewegung zum Ehrenpräsidenten ernannt. In seine Amtszeit fiel auch der von ihm propagierte Namenszusatz des DTBals „Verband für Leistungs-, Breiten- und Gesundheitssport“. Jürgen Dieckert verdanken wir darüber hinaus wegweisende Impulse im „Sport für alle“, deren Nachhaltigkeit bis heute andauert: Als ehrenamtliches Präsidiumsmitglied im Deutschen Sportbund (DSB) war er in den Jahren 1970 bis 1974 für den Breitensport zuständig und hat in dieser Zeit (zusammen mit Jürgen Palm auf hauptamtlicher Seite) im DSB die Trimm-Dich-Bewegung für die Bundesrepublik Deutschland konzeptionell aufgebaut: „Das war ein Meilenstein für die Sportentwicklung in unserem Lande, von der wir bis heute zehren können“, erinnert sich der Jubilar gern an diese Zeit zurück, „wo wir im DSB in der Regie von Jürgen Palm die große Trompete für den Breiten- und Freizeitsport gespielt haben.“
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen auch in Form von Ehrenmitgliedschaften (u.a. in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft) gehört neben dem Bundesverdienstkreuz am Bande und der Sportplakette der Stadt Oldenburg auch die Aufnahme in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports beim Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte (NISH) in Hannover. Befragt nach der gegenwärtigen Fitness des jung gebliebenen 85-Jährigen, antwortet Jürgen Dieckert, der nach wie vor in Oldenburg lebt und Mitglied in „seinem“ Oldenburger Turnerbund von 1859 ist, mit einem verschmitzten Lächeln: „Ich bin jeden Tag gut auf den Beinen und unterwegs auf dem Fahrrad“. Daran soll sich auf dem Weg zum 90. nichts groß ändern.
Quelle:
Prof. Detlef Kuhlmann, Nr. 22, 26. Mai 2020