Der Münsteraner Sporthistoriker Prof. Dr. Hans Langenfeld vollendet am Montag, dem 4. Juli, sein 90. Lebensjahr. Er gilt als einer der ältesten Vertreter seiner Profession. Sein Werk basiert auf wichtigen Beiträgen der modernen sozial- und kulturwissenschaftlich begründeten Sportgeschichtsschreibung. Damit hat er sich einen national und international anerkannten Ruf geschaffen.
Hans Langenfeld wurde in Kolberg (Pommern, heute Polen) geboren. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ließ sich seine Familie in Oldenburg (Schleswig-Holstein) nieder, wo Langenfeld 1952 das Abitur ablegte. Der Gymnasiallehrer studierte die Fächer Latein, Mathematik und Leibesübungen bzw. Sport an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und promovierte 1964 am dortigen Institut für Altertumskunde über die Christianisierungspolitik und Sklavengesetzgebung der römischen Kaiser von Konstantin bis Theodosius.
Seine erste berufliche Station in der heutigen Sportwissenschaft war dann das Institut für Leibesübungen in Kiel. Dort war er damals auch ehrenamtlicher Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein im Bundesverband Deutscher Leibeserzieher (BVD), bevor Langenfeld 1970 auf eine Professur für Leibeserziehung an der Abteilung Braunschweig der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen berufen wurde. Im Jahre 1974 erhielt er den Ruf auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Sportwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Sportpädagogik und Sportgeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1997 innehatte.
Seine Nachfolge trat der Tübinger Sportwissenschaftler Prof. Dr. Michael Krüger an, der die Tradition der historischen Sportpädagogik fortsetzte: „Hans Langenfeld gilt als einer der profiliertesten Vertreter der modernen deutschen Sportgeschichtsschreibung. Ich gratuliere meinem Lehrstuhl-Vorgänger sehr herzlich zu seinem 90. Geburtstag“, beglückwünscht Michael Krüger den Jubilar – jedoch nicht ohne den Hinweis, dass sich die Westfälische Wilhelms-Universität entschieden hat, nach der Pensionierung von Krüger im nächsten Jahr die historische Sportpädagogik am dortigen Institut nicht weiter zu fördern: „Die Uni Münster folgt damit einer Tendenz zur Enthistorisierung des Sports und der Sportwissenschaft, die sich auch an anderen Sportinstituten in Deutschland durchgesetzt hat.“
Hans Lagenfeld war von 1973 bis 1989 Council-Mitglied der Internationalen Gesellschaft für die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports (HISPA), ferner war er Gründungsmitglied des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte (NISH) in Hoya, das heute seinen Sitz in Hannover hat. Er leitete dort von 1990 bis 2010 den Wissenschaftlichen Beirat und war über 20 Jahre Mitherausgeber des Jahrbuches des NISH. Das NISH hat ihn 2002 mit der Dr.-Bernhard-Zimmermann-Medaille ausgezeichnet und 2014 für seine sporthistorischen Verdienste in seine Ehrengalerie aufgenommen. Heute lebt Hans Langenfeld in einem Pflegeheim in Münster.
Text: Detlef Kuhlmann