Während die Schüler/innen in Deutschland nach und nach unter völlig veränderten Rahmenbedingungen (z. B. in Kleingruppen) wieder an ihre Schulen zurückkehren, haben Deutschlands Universitäten und Hochschulen den Ende April begonnenen Lehrbetrieb des Sommersemesters 2020 durchgängig auf Online-Formate umgestellt. An den Schulen findet zudem derzeit kein regulärer Sportunterricht statt, an den Universitäten sind derzeit auch alle Sportstätten (noch) geschlossen.
Das betrifft die rund 60 Standorte mit den Instituten bzw. Fakultäten für Sportwissenschaft von Kiel bis Konstanz und von Köln (Sporthochschule) bis Chemnitz, wo die Sportstudierenden derzeit keine sog. Praxisveranstaltungen (z. B. Kurse in Leichtathletik, im Schwimmen und den Ballspielen) besuchen können. Das betrifft aber auch den Hochschulsport an den mehr als 200 Mitgliedshochschulen des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh), mit rund 500.000 Hochschulsporttreibenden pro Woche einer der größten Sportanbieter in unserem Lande, denn dieses freiwillige Angebot für Studierende und Bedienstete ruht ebenfalls schon seit Mitte März.
In einem „Positionspapier des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes zu den Herausforderungen der Covid-19-Pandemie“ haben sich jetzt der adh-Vorstandsvorsitzende Jörg Förster (Hamburg) und der adh-Generalsekretär Dr. Christoph Fischer (Dieburg bei Darmstadt) an die Mitgliedshochschulen und die (politische) Öffentlichkeit gewandt und ihre „Mitarbeit bei der Erstellung von konzeptionellen Grundlagen für eine organisierte und auf die Erfordernisse des Infektionsschutzes abgestimmte Wiederaufnahme gesundheitsorientierter sportlicher Aktivitäten an den Hochschulen“ angeboten. In ihrer Stellungnahme unterstreichen sie einmal mehr den „Mehrwert“ dieses besonderen Sportangebotes: „Sport und Bewegung in Gruppen von Gleichgesinnten ist für viele Hochschulangehörige nicht nur ein wichtiger Ausgleich zur Alltagsbelastung im Hörsaal, im Labor oder am Schreibtisch, sondern auch integrativer und ritualisierter Bestandteil eines bewegten und gesunden Hochschullebens geworden“.
Gleichwohl ist der adh mit seinen Mitgliedshochschulen stark daran interessiert, je nach politischer Entscheidungslage und den damit verbundenen Bedingungen den Sportbetrieb an den Einrichtungen nach und nach wieder aufzunehmen: „Wir werden den Transfer der Regeln, Empfehlungen und Rahmenbedingungen, die in den nächsten Wochen von Gesundheits- und Sportexperten erarbeitet werden, für eine Wiederaufnahme des Sportbetriebs und später ggf. Wettkampfbetriebs auf die Bedingungen von Hochschulsport leisten“, heißt es in dem Papier weiter. Um die Studierenden und Hochschul-Mitarbeitenden während der aktuellen Einschränkungen weiter in Bewegung zu halten, bündelt der adh verschiedene Mitmach-Videos von Mitgliedshochschulen zu den unterschiedlichsten Themen auf seiner Website. Außerdem werden Live-Online-Kurs-Angebote einzelner Hochschulsport-Einrichtungen vorgestellt. Seine Bildungsarbeit hat der adh für das laufende Sommersemester auf innovative Online-Formate umgestellt.
Während es bezüglich der Forschungsaktivitäten in der Sportwissenschaft derzeit ebenfalls zu grundlegenden Einschränkungen (z. B. in Labors und bei der Durchführung von Tests, aber auch bei Studien mit Beobachtungen und Befragungen vor Ort) kommt, arbeiten inzwischen etliche Kollegien aus der Ferne zusammen, was die Umstellung der Präsenz- auf Online-Lehre angeht: „Wir haben im Zuge der Coronakrise eine Ideenbörse eingerichtet, wo interessierte Kollegen und Kolleginnen sich einbringen können, um anderen bewährte Konzepte und Materialien für die Online-Lehre anzubieten“, sagt Jennifer Franz (Hamburg), die Geschäftsführerin der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), und verweist auf die entsprechende Plattform „Sportwissenschaft digital“, die in Zusammenarbeit mit dem Fakultätentag Sportwissenschaft (FSW) eingerichtet wurde (mehr dazu unter: www.sportwissenschaft.de/digital). Ihre Tagungen für die nächsten Wochen und Monate hatte die dvs bereits abgesagt oder verschoben.
Zu den besonderen Aufgaben hauptsächlich im Sommersemester gehört an den meisten Standorten der Sportwissenschaft die Durchführung des Sporteignungstests, den Studieninteressierte bestanden haben müssen, um im Wintersemester 2020/21 das Fachstudium aufnehmen zu können. Einige Hochschulen sind inzwischen dabei, ursprünglich angesetzte Termine zu verschieben, auszusetzen oder die vornehmlich praktischen Prüfungen auf andere Formate bzw. Ersatzleistungen umzustellen, weil noch nicht absehbar ist, wann die Sportanlagen wieder genutzt werden können. Auf der sicheren Seite sind aktuell im Grunde nur die Universitäten, die einen solchen Eignungstest schon im Winter durchgeführt haben wie die TU Kaiserslautern oder ihn gar nicht mehr anbieten (z.B. die Uni Bielefeld, Uni Göttingen und die Humboldt-Uni zu Berlin). Eine Übersicht zum Sporteignungstest hat der Fakultätentag (FSW) auf seiner Homepage online gestellt; er wird ständig aktualisiert, mehr dazu unter: www.fakultaetentag-sportwissenschaft.de.
Quelle:
DOSB-Presse Nr. 19, 05.05.2020