Die Corona-Pandemie und ihre Folgen
Diese Initiative wird mitgetragen von:
- Der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV),
- Kommissionen „Gesundheit“ sowie „Sport und Raum“ der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft e.V. (dvs),
- Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e.V.
Sport, Spiel und Bewegung dürfen nicht zu kurz kommen: Eine erweiterte Förderung ist dringend notwendig!
Durch die Corona-Pandemie sind Sport- und Bewegungsaktivitäten in Schulen, Kindertageseinrichtungen, Turn- und Sportvereinen nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Auch wenn zwischenzeitlich eine teilweise Öffnung von Sportstätten erfolgte, es bleibt derzeit weitgehend den einzelnen Sporttreibenden sowie Familien überlassen, ob und in welcher Weise sie diesen Wegfall kompensieren. Dieser Ausfall und die Privatisierung von Sport und Bewegungsaktivitäten bergen für unsere Gesellschaft, insbesondere für Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche wie auch ältere Menschen in mehrfacher Hinsicht hohe Risiken:
- Die Ausprägung lebenslanger Bewegungsbegeisterung unserer Kinder unterbleibt oder erfolgt eingeschränkt.
- Präventive Gesundheitseffekte fallen weg, die langfristigen Folgekosten werden nicht zuletzt unsere Gesundheitssysteme belasten.
- Der Vereinssport als gesellschaftlicher und sozialer Eckpfeiler erodiert durch Mitgliederaustritte, Wegfall von Sponsorengeldern und dem Rückgang ehrenamtlichen Engagements.
Die Bedeutung von Bewegung als Querschnittsaufgabe
Schon vor Corona wurde offenbar, dass sich mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen zu wenig bewegen. Ein zusätzlicher Wegfall von organisierten Bewegungszeiten aufgrund von Schutzmaßnahmen dürfte die Situation für viele Heranwachsende noch verschärfen. Dabei ist Bewegung gerade in Zeiten gesundheitlicher Herausforderungen eine wichtige Ressource und hat neben dem allgemeinen gesundheitsfördernden Nutzen eine positive Wirkung auf das Immunsystem.
Und Bewegung ist Medium für so vieles mehr: Kinder erschließen sich ihre Welt über Bewegung und sie brauchen eine bewegungsfreundliche Umgebung, um personale, sozial-emotionale und kognitive Kompetenzen zu entwickeln. Bewegung ist ein wichtiger gesundheitlicher Schutzfaktor und Motor (früh-)kindlicher Bildungsprozesse. Sowohl individuelle Entwicklung als auch ein funktionierendes Miteinander in der Gesellschaft sind auf reale Begegnungen, auf ein Selbsterleben und eine aktive Auseinandersetzung mit der Umgebung angewiesen. Bewegung ist eine Querschnittsaufgabe unserer Gesellschaft und sollte gerade in Zeiten, in denen ihre Bedeutung so greifbar wird, gestärkt und untermauert werden.
Wirtschaftliche Auswirkungen: Turn- und Sportgerätebranche mit hohen Einbußen
In der aktuellen Situation zeichnen sich auch für die Hersteller und Dienstleister, die sich der Konzeption und dem Bau aktivierender schulischer und außerschulischer Bewegungsräume verschrieben haben, empfindliche Einschnitte ab, die nicht ohne Weiteres kompensiert werden können.
- Schon heute sind innerhalb der Branche Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent zu beobachten. Der Rückgang von kommunalen Bauprojekten hat bereits zu einer erheblichen Kündigung von Arbeitsplätzen geführt. Gründe hierfür sind vor allem, dass u.a. Neuanschaffung und Instandhaltung von Geräten derzeit vielerorts unterbleiben.
- Die absehbare Finanzknappheit der öffentlichen Haushalte lässt befürchten, dass Neuprojekte ganz in Frage gestellt werden oder aber verspätet und in deutlich reduziertem Umfang gestartet werden.
- Bei anhaltender Krise und eingeschränkten, organisierten Sport- und Bewegungsangeboten droht trotz Kurzarbeit der Verlust von Arbeitsplätzen und die Insolvenz von mittelständischen Unternehmen. Die heimische Branche wird dann den gesellschaftlichen Bedarf für Sport- und Bewegungsaktivitäten nicht mehr ausreichend abdecken können.
Forderung an die Politik: Investitionen in Sport- und Bewegungsinfrastruktur steigern!
Der Sanierungs- und Neubaubedarf für moderne, attraktive öffentliche Sport- und Bewegungseinrichtungen ist weiterhin gewaltig. Investitionen in schulische Sport- und Bewegungseinrichtungen dürfen in Krisenzeiten nicht gekürzt werden. Die Fachgruppe Turn- und Sportgeräte und die IAKS Deutschland halten in der aktuellen Situation folgende staatliche Sofortmaßnahmen für notwendig:
- Alle Sport- und Bewegungsräume sollten schnellstmöglich unter verantwortbaren Hygienebedingungen geöffnet werden. Nachdem für die Outdoor-Sportaktivitäten bereits größtenteils gute Sicherheitskonzepte entworfen wurden, sollte dies auch für Indoor-Sport unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen geschehen.
- Schulen und Kindergärten sowie Sportvereine sollten schnellstmöglich wieder regulären und intensivierten Sport- und Bewegungsunterricht anbieten.
- Die für Investitionen in Bewegungsräume vorgehaltenen Budgets der öffentlichen Hand sollten für die nächsten drei Jahre in der Höhe der Budgetansätze von 2019 fortgeschrieben werden.
Wir sind überzeugt: Die Kosten der gesundheitlichen Folgen, die der Bewegungsmangel aufgrund von fehlenden oder sanierungsbedürftigen Sportstätten für den Schul- und Vereinssport und den informellen Sport der Menschen mit sich bringt, würden ohne eine solche Unterstützung ein Vielfaches dessen betragen, was heute für zeitgemäße Sanierungen und Neubauten zu investieren wäre.
Zugang zu Sport und Bewegungsangeboten sollte elementarer Bestandteil des Lebens jedes Menschen in unserer Gesellschaft sein. Es gibt bei der Förderung von sport- und bewegungsfreundlicher Infrastruktur keine Verlierer – sondern nur Gewinner!
Posititonspapier (PDF)