Deutscher Sportlehrerverband mit neuem Präsidium
Landauer Sportwissenschaftler Udo Hanke ist neuer DSLV-Präsident
Auf ihrer außerordentlichen Bundesversammlung am
14. Januar 2006 in Kassel wählten die Delegierten der Landesverbände und der Fachsportlehrerverbände Professor Dr. Udo Hanke aus Heidelberg zum neuen Präsidenten des Deutschen Sportlehrerverbands (DSLV).
Als Vizepräsidenten wurden Helge Streubel (Ressort Schulsport) vom Landesverband Sachsen-Anhalt, Gerd Oberschelp (Ressorts Finanzen und Schule/Hochschule) vom Landesverband Niedersachsen, Dr. Ilka Seidel (Ressort Öffentlichkeitsarbeit) vom "Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen" aus Karlsruhe sowie Thomas Niewöhner aus Baunatal als Vertreter der Fachsportlehrerverbände im DSLV gewählt (Foto des neugewählten Vorstands).
Mit bundesweit fast 12.000 Mitgliedern versteht sich der 1949 gegründete Deutsche Sportlehrerverband als Interessensvertretung und Partner des Schulsports mit dem Ziel der Förderung einer qualifizierten Sport-, Spiel- und Bewegungskultur.
Der in Heidelberg lebende Prof. Dr. Hanke, ist seit 1994 Lehrstuhlinhaber für Sportwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau leitet das Institut für Sportwissenschaft am Campus Landau. Für seine Habilitationsschrift zur Verbesserung der Sportlehrer- und Trainerausbildung war Prof. Hanke im Jahre 1990 mit dem J.A. Samaranch-Preis ausgezeichnet worden, den ihm Prinzessin Anne in England überreichte.
In seiner programmatischen Rede hob der neu gewählte Präsident die Notwendigkeit hervor, sich in folgenden Bereichen besonders stark zu engagieren:
- Erhöhung der Zahl von Schulen mit sportlichem Profil und einer "bewegten Schul- und Lernkultur"
- Mehr konzeptioneller Einfluss bei der Einführung von Ganztagsschulen und der Kooperation mit den Sportvereinen
- Verstärkung der Elternarbeit durch Sport-Elternabende und Einbeziehung von bewegungsbezogenen "Hausaufgaben im Sportunterricht"
- Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsmaterialien mit Beispielen von "best practice", auch in Form von Videodokumentationen
- Verbesserung der Weiterbildung fachfremd unterrichtender Grundschullehrer
- Verstärkte Kooperation mit dem Vorschulbereich und der bewegungsfördernden Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern
- Weiterführung der Kooperationen Schule und Verein auf allen sportlichen Leistungsebenen und nicht nur zur Talentsichtung und Talentförderung
- Qualitätssicherung in der Fachsportlehrerausbildung
Bundesweit möchte der DSLV eine stärkere Profilierung auch als Ansprechpartner für Eltern erreichen. Im Zentrum steht dabei das Verständnis von Schulsport als "Sport für alle Schüler". Dabei sieht Prof. Hanke die Aufgabe von universitär ausgebildeten Sportlehrern in allen Schularten vor allem darin, dass sie als qualifizierte "Sport-Allrounder mit pädagogischer Verantwortung" bei allen Schülern eine breite motorischen Grundlagenausbildung sicherstellen mit dem langfristigen Ziel, dass möglichst viele Schüler und Schülerinnen Sport und Bewegung als unverzichtbares Element in ihr späteres Lebenskonzept integrieren.
Aufgrund der positiven Wirkungen einer altersgemäß richtig dosierten sportlichen Aktivität kann der Sport als "Poly-Pille" bezeichnet werden, die positive Gesundheitseffekte gleich in mehreren Bereichen erzeugt.
Der Sportunterricht an Schulen darf sich seiner Verantwortung auch unter Sicherheitsaspekten nicht entziehen. Wenn in der vom Deutschen Sportbund durchgeführten SPRINT-Studie zur Situation des Schulsports in Deutschland der Rückgang des Schwimmunterrichts beklagt wird und verbunden damit die Zahl von Kindern, die als "sichere Schwimmer" bezeichnet werden können, abnimmt, darf die Frage gestellt werden, ob arme Kinder häufiger ertrinken, weil der Rückgang der qualifizierten Schwimmausbildung an Schulen keine sicheren Schwimmer mehr erzeugt und das Geld für privaten Schwimmunterricht fehlt.
Wenn an einigen Orten in der Schweiz die Polizei keine Fahrradprüfungen mehr durchführt, weil die Anzahl der koordinativ und gleichgewichtsschwachen Kinder in den 4. Klassen zu hoch ist, sind natürlich nicht nur die Sportlehrer, sondern auch die Eltern aufgerufen, mehr für die Bewegungsentwicklung ihrer Kinder zu tun und bei den Freizeitaktivitäten mehr Wert auf bewegungsaktive Spiele zu legen.
Schließlich sollte in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür geweckt werden, dass heute in keinem Schulfach die Leistungsschere weiter auseinanderklafft als im Sportunterricht – womit der Zwang zur inneren Differenzierung wesentlich höher ist als in anderen Schulfächern, was auch die rein körperliche Dauerbelastung der engagierten Sportlehrer und Sportlehrerinnen im Vergleich zu anderen Schulfächern wesentlich erhöht.
Weitere Informationen:
Deutscher Sportlehrerverband e.V. (DSLV)
Geschäftsstelle
Schulstr. 12
24867 Dannewerk
eMail: info[at]dslv.de
Internet: www.dslv.de
Der neue DSLV-Vorstand
Der neu gewählte Vorstand des Deutschen Sportlehrerverbandes (v.l.n.r.): Thomas Niewöhner (VP Fachsport), Dr. Ilka Seidel (VP Öffentlichkeitsarbeit), Prof. Dr. Udo Hanke (Präsident), Helge Streubel (VP Schulsport), Gerd Oberschelp (VP Schule/Hochschule und Haushalt/Finanzen).